„Paneuropa ist ganz Europa“, so lautete das Motto von Otto von Habsburg in den Jahrzehnten des Kalten Krieges. Für unseren Namensgeber war es kein leerer politischer Slogan, sondern eine klare und konsequente Vision für die Wiedervereinigung eines Kontinents, der durch den Eisernen Vorhang geteilt war. Seine Bemühungen beschränkten sich jedoch nicht nur auf die ehemaligen Nachfolgestaaten der Monarchie: Er war ein entschiedener Befürworter des Beitritts Bulgariens und der anderen ehemaligen sozialistischen Länder, und selbst in den Jahren vor der Wende beteiligte er sich an der Arbeit des Ad-hoc-Ausschusses des Europäischen Parlaments für den Balkan. Vor diesem Hintergrund freuten wir uns sehr über den persönlichen Besuch des bulgarischen Botschafters in Ungarn, Christo Polendakov, in der letzten Februarwoche.
Während des Gesprächs mit dem Diplomaten wurden die Entwicklung der bulgarisch-ungarischen historischen und kulturellen Beziehungen, die Rolle der bulgarischen Nationalität in Ungarn und die Beziehung zwischen Otto von Habsburg und dem letzten bulgarischen Zaren Simeon II. besprochen. Eine Besonderheit ihrer Beziehung besteht darin, dass der Lebensweg des Zaren des Hauses Sachsen-Coburg -Gotha und des letzten ungarischen Thronfolgers neben der gemeinsamen Erfahrung jahrzehntelangen Exils eine weitere bemerkenswerte Parallele aufweist: Beide Erben einer monarchischen Tradition bemühten sich, ihren Platz in den politischen Turbulenzen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu finden, und traten als entscheidende Akteure in der demokratischen Politik hervor. Als bulgarischer Ministerpräsident (2001–2005) spielte Simeon II. eine Schlüsselrolle bei der Vorbereitung seines Landes auf die euro-atlantische Integration, während Otto von Habsburg als Europaabgeordneter ein engagierter Befürworter des EU-Beitritts der Länder des ehemaligen sozialistischen Blockes war.
Zum Abschluss seines Besuchs betrachtete der Botschafter mit großem Interesse die Korrespondenz zwischen Otto von Habsburg und Simeon II. und nahm die Fotografien aus der Sammlung der Stiftung aus den Jahren des Ersten Weltkriegs genau unter die Lupe, die Karl I. (IV.), Boris III. sowie bulgarische und österreichisch-ungarische Militärführer zeigen. Er studierte auch sorgfältig eines der wertvollsten Stücke unserer phaleristischen Sammlung, das Große Kreuz des St.-Alexander-Ordens des Königreichs Bulgarien.