Die wenigen Tage, die die Mitglieder unserer Stiftung in Baden-Württemberg verbrachten, boten eine hervorragende Gelegenheit, auch die Beziehungen zu anderen Sammlungen zu pflegen. Der Besuch von Oskar Prinz von Preußen im Frühjahr, der auch Großmeister des Johanniterordens ist, bot unseren Kollegen die Möglichkeit, die Stammburg der Familie bei Bissingen zu erkunden, wo sich ein Teil der Archive des ehemaligen Kaiserhauses befindet.
Das Rückgrat des Korpus im Hohenzollernschloss bilden die Wirtschaftspapiere des Ministeriums des königlichen Hauses und der Königlichen Hofkammer, ergänzt durch Unterlagen aus den verschiedenen Hofämtern bis 1918 sowie einige Akten und Fotos aus den Familiennachlässen. Im Laufe des Gesprächs wurde deutlich, dass die ehemalige deutsche Dynastie bei der Erhaltung, Aufarbeitung und Erforschung der über Jahrhunderte hinweg angesammelten Archive mit einigen Herausforderungen und Dilemmas konfrontiert war, bei deren Bewältigung unsere Stiftung helfen könnte.
Die Einsicht in die Unterlagen im Zusammenhang mit unserem Namensgeber war eine faszinierende Erfahrung, die zeigte, dass auch die Hohenzollern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkannten, dass das Engagement und die Vision Otto von Habsburgs für die Zukunft des Kontinents von entscheidender Bedeutung waren; darüber hinaus könnte das von ihm vertretene, an die modernen politischen Umstände angepasste imperiale Ideal eine entscheidende Rolle bei der Vereinigung Europas spielen.
Die Bedeutung des Denkens in breiteren historischen und politischen Perspektiven wurde durch die Veranstaltung in Metzingen am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, hervorgehoben, an der Gräfin Andrea von Neipperg, die älteste Tochter von Otto von Habsburg, in Begleitung ihres Ehemanns und ihrer ältesten Enkelin teilnahm.
„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ Mit diesem Satz, der dem deutschen sozialdemokratischen Politiker August Bebel zugeschrieben wird und auch von Otto von Habsburg häufig verwendet wird, eröffnete Carmen Haberstroh, Bürgermeisterin von Metzingen, ihre Ansprache. In einer persönlichen Erinnerung betonte die Leiterin der Partnerstadt von Nagykálló, dass der Fall der Berliner Mauer und die anschließende deutsche Wiedervereinigung zu den prägenden Momenten ihres politischen Erwachens gehörten.
Michael Donth, CDU-Politiker und Bundestagsabgeordneter für die Region, zitierte den ostdeutschen kommunistischen Staatschef Erich Honecker, der das Paneuropäische Picknick als einen der Ursprünge der politischen Prozesse bezeichnete, die zum Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik und zum Zerfall des Ostblocks führten. Der Politiker bedauerte auch, dass der Beitrag Ungarns in der deutschen Erinnerungspolitik nicht die verdiente Anerkennung gefunden habe.
In seinem Vortrag erinnerte Gergely Prőhle daran, dass er die Tragödie der deutschen Teilung durch seine Familiengeschichte und später während seines Studiums in Jena und Hamburg erlebt habe. Otto von Habsburg, dessen Optimismus und politische Vision nicht nur in Europa, sondern auch auf dem amerikanischen Kontinent Anklang fanden, war maßgeblich an der Überwindung dieser Spaltung beteiligt. Der Essay des ehemaligen Thronfolgers aus dem Jahr 1966, zuvor veröffentlicht auf unserer Website, in dem er argumentiert, dass der Kommunismus langfristig nicht nachhaltig ist, hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Entscheidungsträger der nachfolgenden Reagan-Regierung. Der Direktor unserer Stiftung betonte, dass Otto von Habsburg eine besondere politische Einstellung hatte, da er Politik nicht als Mittel zum Zweck sah, sondern als Mittel zur Erreichung des Gemeinwohls auf der Grundlage seiner Ziele und Werte. Es scheint von größter Bedeutung, sein Andenken am Tag der Deutschen Einheit und angesichts der aktuellen Realitäten und Herausforderungen in der europäischen und Weltpolitik wachzuhalten.