Über die Schwelle. Brüssel, 1990–1994 – veröffentlicht auf Ungarisch

Tagebuchauszüge, Briefe und Berichte aus den Jahren als Botschafter

György Granasztói

Gondolat Verlag, Publikationen der Otto-von-Habsburg-Stiftung 17., Magistra Vitae 3. (2025)

Zur Zeit der Wende betrachtete György Granasztói die euro-atlantische Integration als den einzig gangbaren Weg für Ungarn. Seine außergewöhnlich enge Beziehung zu Ministerpräsident József Antall ermöglichte es ihm, erheblichen Einfluss auf die Ausrichtung der ungarischen Außenpolitik zu nehmen. Sein kluges, unermüdliches Engagement für die Interessen Ungarns war stets ein entscheidender Faktor in seiner diplomatischen Arbeit. Er bemühte sich systematisch darum, das positive Image Ungarns in den Bereichen, für die er zuständig war, zu verbessern. Sowohl in den euro-atlantischen als auch in den belgisch-ungarischen und luxemburgisch-ungarischen Beziehungen legte er den Grundstein für eine diplomatische Entwicklung, die bis heute andauert.

György Granasztóis Tagebuch, seine Analysen und Aufzeichnungen sind nicht nur Dokumente einer vergangenen Ära, sondern bieten auch Raum für ehrliche Reflexionen über die heutige Welt. Ein sorgfältig durchdachter Ansatz in der Außenpolitik während der Wende, ein verantwortungsbewusster und engagierter diplomatischer Dienst, der sowohl nationale Interessen als auch die Sache der europäischen Integration verfolgte, kann auch in den derzeitigen schwierigen Zeiten als Vorbild dienen.

„Mit großer Aufregung machten wir uns auf den Weg zur NATO und kamen kurz nach 8 Uhr morgens an. Wörner stand in der Tür; draußen drängten sich Fotografen und Fernsehleute, und Wörner verkündete lautstark, dass Ungarn das erste Land sei. Wir waren die ersten, die ankamen, und ich fand, das war eine großartige Leistung.“

György Granasztói (1938–2016) war Historiker, Universitätsprofessor, Doktor der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Botschafter und Vorsitzender mehrerer öffentlicher Stiftungen und Ausschüsse. Er schloss 1961 sein Studium in Geschichte und Französisch ab und war bis 1983 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichtswissenschaften der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Ab 1985 lehrte er an der Eötvös-Loránd-Universität. 1988 gründete er die ungarisch-französische Doktorandenschule „Atelier”, die er bis 2007 leitete. Zwischen 1980 und 1990 lehrte er als Gastprofessor in Lyon, Löwen und Paris. Von 1990 an war er vier Jahre lang Botschafter in Brüssel und Luxemburg, wo er neben bilateralen Angelegenheiten auch als akkreditierter Missionsleiter bei der Europäischen Union und als Verbindungsmann Ungarns zur NATO tätig war. Von 1995 bis 1999 war er Direktor des Mitteleuropa-Instituts, später Generaldirektor des Teleki-László-Instituts. Seit 1996 ist er Vorstandsmitglied der Ungarischen Vereinigung für Bürgerliche Zusammenarbeit, von 2000 bis 2002 deren Vorsitzender. Von 1996 bis 2016 war er Vorsitzender der Stiftung Magyar Szemle. Von 1999 bis 2016 war er Vorsitzender der Stiftung Batthyány Lajos. Seit 2011 ist er Chefberater des Ministerpräsidenten und Leiter des Büros der Ungarischen Corvin-Kette. Als Historiker beschäftigte er sich mit Mentalitätsgeschichte, historischer Demografie, Stadtgeschichte, mittelalterlicher und frühneuzeitlicher ungarischer Geschichte sowie der komplexen Analyse gesellschaftspolitischer Prozesse. Sein umfangreiches Wissen, seine Bildung und sein weitreichendes Netzwerk kamen ihm in den Jahren der Wende, in seiner diplomatischen Tätigkeit im Interesse Ungarns, später in seiner Arbeit als Berater des Ministerpräsidenten und in all seinen öffentlichen Aktivitäten zugute.

 


 

ISBN: 978 963 556 611 2

Autor: György Granasztói. Editiert und ausgewählt von Olga Granasztói; Anmerkungen von Olga Granasztói und Gergely Fejérdy; Essay von Gergely Fejérdy

Erscheinungsjahr: 2025

Verlag: Gondolat Verlag

Erscheinungsort: Budapest

Sprache: Ungarisch

Seitenzahl: 335