Im vergangenen Jahr organisierte unsere Stiftung zum ersten Mal eine Podiumsdiskussion in der Geburtsstadt Otto von Habsburgs in Reichenau, Niederösterreich, im Veranstaltungsraum des Schlosses Wartholz.
Die von Herrn und Frau Blazek verwalteten Gärtnerei und das Besucherzentrum sind regelmäßig Schauplatz literarischer Veranstaltungen, aber sie halten auch Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an das Schloss und seine ehemaligen Bewohner für wichtig. Vor einem Jahr zeigten wir eine Roll-up-Ausstellung über das Leben unseres Namensgebers, während die aktuelle Veranstaltung den Lebensweg und die Regierungszeit des letzten ungarischen Königs und österreichischen Kaisers beleuchtete. Für die aktuelle Ausstellung verwendeten wir die deutsche Version unserer Tafeln, die erstmals anlässlich seines 100. Todestages im April 2021 auf Madeira vorgestellt wurden. Die deutsche Ausgabe unseres Essaybands Guter Wille und Unglück, der ebenfalls 2021 erschienen ist, soll in Kürze mit erweitertem Inhalt gegenüber dem ungarischen Original erscheinen. Unser gemeinsames Ziel ist es, in Übereinstimmung mit dem Collegium Hungaricum in Wien, einen Beitrag zur wissenschaftlichen Diskussion über das Leben des letzten Monarchs der Österreichisch-Ungarischen Monarchie zu leisten.
Nach einleitenden Worten von Edit Szilágyiné Bátorfi, ungarische Botschafterin in Wien, fassten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion ihre Beiträge aus dem Essayband zusammen. Iván Bertényi und Vince Paál skizzierten die Beziehungen zwischen König Karl IV. von Ungarn und der ihn unterstützenden politischen Elite. Gleichzeitig analysierten Róbert Fiziker und David Schriffl, letzterer Leiter des Historischen Dienstes des österreichischen Außenministeriums, die Tätigkeit Karls als österreichischer Kaiser und deren Auswirkungen. Es war aufschlussreich, den langsamen Wandel des politischen Denkens in Österreich und der historischen Wahrnehmung des letzten Monarchen in den letzten Jahrzehnten zu verfolgen.
Neben den gewohnt umfassenden Vorträgen der ungarischen und österreichischen Experten trugen die Beiträge der slowenischen Referenten zum Verständnis der Haltung der kleineren Nationen bei, die unter dem dualistischen System in den Hintergrund gedrängt wurden: Gregor Antoličič erörterte die Beteiligung Karls am Ersten Weltkrieg, und Professor Andrej Rahten, ein langjähriger Freund unserer Stiftung, beschrieb detailliert die Reaktion der politischen öffentlichen Meinung in Slowenien auf die Rückkehrversuche des ehemaligen Monarchs.
Gergely Prőhle schloss die Diskussion mit der Feststellung, dass die Aufarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte und der Austausch von Ideen dazu auch zu einem besseren Verständnis der heutigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen beitragen können. Entsprechend möchten wir die Reihe nach der Veröffentlichung der deutschsprachigen Version des Essaybands in ganz Mitteleuropa fortsetzen.