Das Institut national des langues et civilisations orientales (INALCO – Nationales Institut für Orientalische Sprachen und Zivilisationen) veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Société française d’histoire politique (SFHPo – Französische Gesellschaft für politische Geschichte) und der Sorbonne Nouvelle (Paris 3) ein internationales Symposium mit dem Titel „Politische Gefangene in Mittel-, Ost- und Balkan-Europa (20.–21. Jahrhundert)”. Die Veranstaltung fand vom 6. bis 7. November 2025 statt und befasste sich mit der Behandlung politischer Verurteilten vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Dabei wurden die Profile der Inhaftierten, die Funktionsweise der Strafverfolgungsbehörden und die politischen Regime analysiert, die Unterdrückung und Einschüchterung als Instrumente der Regierungsführung einsetzten, darunter der Nationalsozialismus und der Kommunismus.
Gergely Fejérdy hielt einen Vortrag über den Namensgeber unserer Stiftung, der auch als überzeugter Verfechter der unter den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts inhaftierten Personen angesehen werden kann. Anhand des Beispiels von Kardinal József Mindszenty, der vor fünfzig Jahren verstorben ist, hob er hervor, dass der ehemalige ungarische Thronfolger sich beharrlich und unermüdlich für die Notlage politischer Gefangener einsetzte und sich bemühte, sowohl die Öffentlichkeit als auch die Politik auf ihre unerträglichen Lebensumstände aufmerksam zu machen. Sein Engagement erstreckte sich nicht nur über den Kalten Krieg, sondern reichte bis in die 1930er Jahre zurück. Otto von Habsburg sammelte regelmäßig Informationen über diejenigen, die inhaftiert oder in Internierungslagern festgehalten wurden, und verbreitete diese über verschiedene Kanäle, um das Gewissen der freien westlichen Welt zu wecken.
Das Treffen bot Gelegenheit, das professionelle Netzwerk der Stiftung zu vertiefen. Unser stellvertretender wissenschaftlicher Direktor führte während des Symposiums auch Konsultationen mit der Historikerin Catherine Horel, Präsidentin des Internationalen Komitees für Geschichtswissenschaften, durch. Professorin Horel bekundete ihre Absicht, im März 2026 nach Budapest zu reisen, wo sie gerne einen Vortrag halten würde. In der Diskussion wurde auch die mögliche Betreuung französischer Doktoranden angesprochen, die sich für das Erbe Otto von Habsburgs interessieren. In weiteren Gesprächen wurden Möglichkeiten für eine zukünftige Zusammenarbeit mit anderen Historikern und Politikwissenschaftlern ausgelotet. Gergely Fejérdy traf sich ebenfalls mit Professorin Isabelle Davion, die bereits als Gast bei unserer Stiftung zu Besuch war, und dem Politikwissenschaftler Florent Parmentier, renommierter Dozent an der SciencesPo und Generalsekretär des Forschungsnetzwerks CEVIPOF. Während des Symposiums wandte sich Blandine Montembault, Masterstudentin an der Universität Paris 4 Sorbonne, auf Empfehlung der Familie Habsburg an unseren Kollegen, um Rat für ihre Masterarbeit und ihre geplante Doktorarbeit über den ehemaligen Thronfolger zu erhalten.
Das Treffen in Paris ermöglichte auch die Einbindung weiterer Persönlichkeiten aus dem französischen akademischen und öffentlichen Leben in die Stiftung. Gergely Fejérdy traf François-Xavier Bellamy, französischer Abgeordneter des Europäischen Parlaments, der großes Interesse an Otto von Habsburgs Lebenswerk bekundete und seine Bereitschaft signalisierte, an einer der kommenden ungarischen Veranstaltungen der Stiftung teilzunehmen, sofern es die Umstände erlauben.
Unsere Teilnahme an diesem internationalen Forum festigte den wissenschaftlichen Ruf der Otto-von-Habsburg-Stiftung und legte den Grundstein für zukünftige Kooperationen und den fachlichen Austausch.
