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Die letzte Beerdigung in der Kapuzinergruft

Am 7. Oktober 2023 wurde Prinzessin Yolande de Ligne, Gattin von dem vierten Sohn von Karl IV., Erzherzog Karl-Ludwig Habsburg-Lothringen, dem Bruder unseres Namensgebers, in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt. Die Otto-von-Habsburg-Stiftung war bei dieser Veranstaltung durch Gergely Fejérdy, stellvertretender wissenschaftlicher Direktor, vertreten.

Die letzte Beerdigung in der Kapuzinergruft

Am 7. Oktober 2023 wurde Prinzessin Yolande de Ligne, Gattin von dem vierten Sohn von Karl IV., Erzherzog Karl-Ludwig Habsburg-Lothringen, dem Bruder unseres Namensgebers, in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt. Die Otto-von-Habsburg-Stiftung war bei dieser Veranstaltung durch Gergely Fejérdy, stellvertretender wissenschaftlicher Direktor, vertreten.

Bekanntlich ist, dass die Familie Habsburg seit 1633, also seit 390 Jahren, in der Krypta der Kapuzinerkirche am Neuen Markt in Wien begraben wird. Gegründet wurde die Nekropole von Kaiserin Anna, der Gemahlin von Kaiser Matthias I. Im Laufe der Jahrhunderte wurden 12 Kaiser und 18 Kaiserinnen in den Gewölberäumen unter der Kirche beigesetzt, darunter befindet sich auch das Grab unseres Namensgebers. Zuletzt wurde Otto von Habsburg im Sommer 2011 in der Krypta beigesetzt.

Es war bekannt, dass aus Platzmangel nur noch ein Platz frei war, für die Schwiegertochter des letzten Monarchen der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Ihr Begräbnis fand am 7. Oktober 2023 statt. Die Ehefrau des 2007 verstorbenen Bruders von Otto Habsburg, Erzherzog Karl-Ludwig Habsburg-Lothringen, Prinzessin Yolande de Ligne von Belgien, gab ihre Seele an ihren Schöpfer am 13. September 2023 in Brüssel zurück. Die Beerdigung fand im engen Familien- und Freundeskreis statt. Neben den Kindern und Enkeln der Verstorbenen nahmen der Großherzog von Luxemburg; Erzherzog Lorenz Habsburg-Lothringen, der direkt mit dem belgischen Königshaus verwandt ist und das Oberhaupt des Zweiges Este ist; Erzherzog Ferdinand Zvonimir und die Kuratorin unserer Stiftung, Erzherzogin Elenora, die Kinder von Erzherzog Karl, Oberhaupt des Hauses Habsburg, sowie Erzherzog Mihály als Vertreter des ungarischen Zweiges der Habsburger teil.

(Fotos: Jean-Claude Ernst/Luxpress)

Die zu Herzen gehende und innige Zeremonie wurde von Maximilian Heim, Erzabt des österreichischen Zisterzienserordens, zelebriert. Der Gedenkgottesdienst wurde von mehreren katholischen Priestern konzelebriert, darunter Erzabt Frank Bayard, Großmeister des Deutschen Ritterordens, Franz Xaver Brandmayr, ehemaliger Rektor des Päpstlichen Instituts Santa Maria dell’Anima in Rom, und Jean de Habsbourg, Enkel von Erzherzog Karl-Ludwig und Mitglied der Schweizer Gemeinschaft Eucharistein. In seiner Homilie erinnerte Erzabt Maximilian Heim an das Leben der Erzherzogin Yolande de Ligne. Er erzählte, wie die Prinzessin 1923 in Madrid geboren wurde, während ihr Vater, Prinz Eugène de Ligne, als Diplomat in der spanischen Hauptstadt tätig war. Als Kind verbrachte sie nur wenig Zeit in ihrem Heimatland, da die Familie in der Zwischenkriegszeit in den Ländern lebte, in denen der Vater diente: in Spanien und später in Rumänien. Während des Zweiten Weltkriegs beherbergte das Familienschloss im belgischen Beloeil eine große Zahl verfolgter jüdischer Kinder, an deren Betreuung sich Erzherzogin Yolande beteiligte. Erzabt Maximilian Heim hob den tiefen katholischen Glauben der Verstorbenen hervor, der ihr durch alle Schwierigkeiten hindurch geholfen habe, sowie ihre Charaktereigenschaften wie Mut und Verantwortungsbewusstsein, die sie von Jugend an übernommen hatte und die sie als Teil ihres sozialen Status betrachtete.

Erzherzogin Yolande, Charles Louis, Otto von Habsburg und Rudolf 1951 in Tuxedo Park (New York, USA) vor dem für Königin Zita gekauften Haus, dem ehemaligen Wohnsitz von Mark Twain (Foto: HOAL)

Man muss auch erwähnen, dass der Vater von Prinzessin Yolande de Ligne von 1947 bis 1951 der erste belgische Botschafter in Indien und anschließend bis 1957 in Madrid war. In der letztgenannten Funktion unterstützte Prinz Eugène de Ligne die Sache der ungarischen Revolution ab Oktober 1956 und unterstützte sogar den Schwager seiner Tochter, Otto von Habsburg, der gerade versuchte, Hilfe für den Aufstand gegen den Kommunismus über Madrid zu organisieren. Erzherzogin Yolande wurde auch regelmäßig durch ihren Ehemann Karl-Ludwig über Ungarn informiert, der vor ihrer Heirat zwischen 1942 und 1944 in Lissabon arbeitete und sein Leben riskierte, um den ungarischen Versuch der ,,Sprung aus dem Krieg” zu unterstützen.

Eine historische Ära ist endgültig zu Ende gegangen. Vier Jahrhunderte habsburgischer und europäischer Geschichte gehören nun der Vergangenheit an. Im Gedenken an Erzherzogin Yolande spricht die Otto-von-Habsburg-Stiftung der hinterbliebenen Familie ihr aufrichtiges Beileid aus und nimmt mit der Hoffnung der evangelischen Verse in ihrem Nachruf Abschied von der verstorbenen Prinzessin:

„Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt,
zu dem werde ich mich auch vor meinem Vater im Himmel bekennen.“
(Matthäus 10:32)

 

Gergely Fejérdy