Nachrichten


Die Prägung eines Lebens im Dienst der Familie Habsburg – Unserer Sammlung wurde mit einzigartigen Stücken ergänzt

In diesem Frühjahr fand der größte Sammlungszuwachs in der Geschichte unserer Stiftung statt.

Die Prägung eines Lebens im Dienst der Familie Habsburg – Unserer Sammlung wurde mit einzigartigen Stücken ergänzt

In diesem Frühjahr fand der größte Sammlungszuwachs in der Geschichte unserer Stiftung statt.

Mit Hilfe der Botschaft der Schweizerischen Eidgenossenschaft in Ungarn erhielten wir den Nachlass des Grafen Heinrich von Degenfeld, der einen beachtlichen Bestand an Dokumenten und Objekten enthält, die ihm entweder anvertraut oder geschenkt wurden. Diese waren aber vermutlich einst im Besitz der Familie Habsburg und ergänzen unsere Bestände zu Otto von Habsburg perfekt.

Graf Heinrich von Degenfeld-Schonburg (1890-1978) war bis zu seinem Tod der engste Vertraute der Familie. Er war der Erzieher des jungen Otto von Habsburg und wurde später sein Kollege. Er diente auch als Sekretär des Erzherzogs, was es dem Grafen ermöglichte, die Ereignisse um sie herum direkt mitzuerleben. Graf Degenfeld gab seinen Beruf als Lehrer auf, um früh (1923) in den Dienst der Familie einzutreten und widmete sein Leben dieser Aufgabe.

Das sehr unterschiedliche Material, das in 37 Lagereinheiten transportiert wurde, wurde in einem separaten Raum untergebracht. Gleich nach dem Eingang wurde mit der Basissortierung begonnen. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe – Eszter Barcs, Szilveszter Dékány, Eszter Fábry, Gergely Szűts István – konzentrierten sich in erster Linie auf die Erstellung eines Inventars der Neuerwerbungen entsprechend der Struktur unserer Sammlung. Während der Aufarbeitung freuten wir uns über die Gelegenheit, diese außergewöhnlichen Stücke den Familienmitgliedern, wie Georg Habsburg-Lothringen, einem Kuratoriumsmitglied der Stiftung, und Eleonore von Habsburg-Lothringen und ihrem Ehemann, zeigen zu können, sowie über die wertvolle Hilfe von Karl Konstantin von Habsburg, dem Sohn von Georg Habsburg-Lothringen, der uns bei der Katalogisierung tatkräftig unterstützte.

Als Transportmittel dienten Koffer aus verschiedenen Materialien, Reisetruhen – die meisten sind mit Reisebeschriftungen versehen –, Aktenschränke aus Metall und Metallkassetten. Die Behälter umfassen etwa 5,5 m³ Material, darunter etwa 20 laufende Meter Dokumente. Jede Bestandseinheit besteht aus einer Mischung aus Archiv-, Foto- und audiovisuellem Material sowie aus Gegenständen und Büchern für die Bibliothek. Derzeit wird ein Überblick über die Bestände erstellt, während gleichzeitig die täglichen Sammeltätigkeiten fortgesetzt werden. Aufgrund des ungeordneten Zustands des Nachlasses wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, das Material professionell aufzuarbeiten. Das erste Inventar, das für den internen Gebrauch erstellt wurde, enthält mehr als 400 Titel, und im Zuge der Dokumentation der Arbeiten wurden fast 1200 Fotos gemacht.

Die über hundert Laufmeter Archivmaterial, die sich in unserer Obhut befinden, wurden um Dokumente und Korrespondenz der Familie Habsburg aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie um Aufzeichnungen zu den verschiedenen Lebensereignissen von Karl I. (IV.) und Zita von Bourbon-Parma erweitert. Unsere Sammlung wurde auch mit Korrespondenz aus der amerikanischen Zeit bereichert, die bisher in unseren Beständen fehlte, sowie mit Berichten über außenpolitische Angelegenheiten aus den 1940er und 1950er Jahren. (Die bereits aufgearbeiteten und digitalisierten Bestände sind in der Digitalen Sammlung Otto von Habsburg zu finden). Ein weiterer wichtiger Teil der Schenkung ist der Austausch von Briefen, die mit der ungarischen Emigrantengemeinschaft in Verbindung stehen und die bisher nicht in unserer Sammlung enthalten waren.

Zu den erhaltenen Objekten gehören Aufzeichnungen zu Familien-, Wirtschafts-, Finanz-, Buchhaltungs- und Immobilienangelegenheiten sowie Tagebücher aus dem Leben der Familie aus verschiedenen Jahren. Neben ihrem Quellenwert sind die Urkunden über Auszeichnungen und Ehrenbürgerschaften auch von ästhetischem Wert. Das Material muss unter konservatorischen Gesichtspunkten bewertet werden, bevor es eingehend aufgearbeitet werden kann. Auch diese Arbeit ist bereits angelaufen.

Was das Fotomaterial betrifft, haben wir unschätzbare Bilder für unsere Sammlung gewonnen, denn durch Graf Degenfeld können wir den Alltag der Familie aus nächster Nähe beobachten, und wir haben auch Fotos aus Zeiträumen erworben, aus denen bisher nur sporadisches Material vorhanden war. Es handelt sich dabei unter anderem um Aufnahmen aus der Kindheit Otto von Habsburgs, von seinen Reisen und Vortragsreisen in die Vereinigten Staaten während des Zweiten Weltkriegs, von Königin Zita und dem Familienalltag in den 1940er Jahren in Kanada und von den Besuchen der Erzherzogin Adelheid in den 1930er Jahren in Österreich. Es gibt Bilder von Ottos Reise nach Skandinavien mit Markgraf Alfonso Pallavicini im Jahr 1934 und eine fotografische Dokumentation ihrer Reisen nach Afrika und in den Nahen Osten im Jahr 1947. Die meisten Fotos befinden sich in Fotoalben, die in ausgezeichnetem Zustand erhalten sind. Es gibt auch zahlreiche Positive, in einigen Fällen Film- und Glasnegative und sogar seltene stereoskopische Aufnahmen. Wir haben auch ungeöffnete Umschläge mit Vergrößerungen von Fotos entdeckt, die in den 1940er Jahren in den USA aufgenommen wurden und Otto bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen in Gesellschaft von Politikern, Schauspielern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zeigen.

Unsere Sammlung von Gegenständen wurde außerdem um einige Aufbewahrungseinheiten (Reisekoffer) erweitert, die heute als Antiquitäten betrachtet werden könnten; ihr Wert ist auch bedeutend, nicht nur deren Inhalt. Wir erhielten auch einige persönliche Gegenstände von Otto von Habsburg und seiner Familie aus verschiedenen Lebensabschnitten. Die Studentenmütze, die er während seiner Studienzeit in Löwen trug, ist ein einzigartiges Stück, während Zigarettenetuis, Brieftaschen, Kleidung, Haushaltswaren und andere Textilien ebenfalls aus den Koffern geborgen wurden. Besonders hervorzuheben sind die sakralen Gegenstände und Ikonen der Familie und des Grafen Degenfeld. Darüber hinaus wurden Medaillen, Orden, Abzeichen und Anstecknadeln in die Sammlung aufgenommen, sowie kleinere und größere Geschenke unterschiedlichster Qualität, die der Familie überreicht wurden. Ein weiterer Höhepunkt unserer Erwerbungen sind die wohlbehüteten „Schätze“ von Heinrich von Degenfeld und Marie-Therese Korff Schmising-Kerssenbrock, der Erzieherin der Kinder, darunter Otto von Habsburg.

Auch die Bibliothek der Stiftung wurde mit Raritäten bereichert: handgeschriebene und gemalte Messbücher, eines aus Funchal, das Otto von Habsburg geschenkt wurde, und ein anderes von der Schwester von Zita Bourbon-Parma. Die Kisten enthielten auch einige Ausgaben ausländischer Zeitungen wie die New York Times, Paris Match und Le Patriote Illustré, die zwar zum Teil als Verpackungsmaterial verwendet wurden, aber dennoch wertvolle Informationen enthalten können. Darüber hinaus haben wir vollständige Sammlungen von Zeitungsartikeln erhalten, die als Quellen für eine Vielzahl von Familienereignissen oder beispielsweise für die ungarische Revolution von 1956 dienen können. Nicht zuletzt gelang es uns, Kopien der 1935 in französischer Sprache erschienenen Dissertation von Otto von Habsburg für unser Archiv zu sichern.

Der erhaltene Nachlass stellt einen integralen Bestandteil der der Otto-von-Habsburg-Stiftung 2018 anvertrauten Materialien dar, und wir beabsichtigen, die Aufarbeitungsarbeiten nach entsprechender Vorbereitung mit großer Sorgfalt fortzusetzen, indem wir die zusammengehörenden Komponenten zusammenführen. Unser Ziel ist es, das Fotomaterial und die Archivalien nach ihrer Konservierung und Ordnung mit Zustimmung des Zugangsausschusses in digitaler Form für die Forschung zugänglich zu machen. Diese Arbeit wird zweifelsohne ein zeitintensiver Prozess sein. Sie könnte jedoch einen entscheidenden Beitrag zum besseren Verständnis nicht nur des Lebens unseres Namensgebers, sondern auch bestimmter Ereignisse der Geschichte des 20. Jahrhunderts leisten. Wir werden die Öffentlichkeit, die die Arbeit der Stiftung verfolgt, in regelmäßigen Abständen durch Beiträge auf unserer Website und in den sozialen Netzwerken über die aufgearbeiteten Einheiten und Kuriositäten des Erbes informieren. Wie bereits erwähnt, werden die neue Stücke unserer Sammlung viele Überraschungen und faszinierende Funde bereithalten.

Eszter Barcs
Szilveszter Dékány
Eszter Fábry
István Gergely Szűts