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„Ein Christ, Ein Kaiser, Ein Europäer” – Kondolenzschreiben und Todesanzeigen zum 10. Jubiläum des Todestages von Otto von Habsburg

Am 4. Juli 2011, seit 10 Jahren ist Otto von Habsburg, der Namensgeber unserer Stiftung, verstorben. Zum Jubiläum haben wir das Schriftgut im Zusammenhang mi dem Thema in unserer Sammlung durchgelesen.

„Ein Christ, Ein Kaiser, Ein Europäer” – Kondolenzschreiben und Todesanzeigen zum 10. Jubiläum des Todestages von Otto von Habsburg

Am 4. Juli 2011, seit 10 Jahren ist Otto von Habsburg, der Namensgeber unserer Stiftung, verstorben. Zum Jubiläum haben wir das Schriftgut im Zusammenhang mi dem Thema in unserer Sammlung durchgelesen.

Als Reaktion auf die Todesanzeige bekam die Familie Habsburg mehr als tausend Briefe aus zahlreichen Ländern der Welt: Kondolenzbriefe, Karten und Telegramme. Außerdem bewahren wir noch Zeitungen, das Programmheft, das noch von dem Informationsbüro Tourist-Info Wien veröffentlicht wurde, einen Gedenkband über Beerdigungszeremonien, und Informationskarten über die Route und über den Ort der Beerdigung. In unserer Sammlung befinden sich noch Stehplatzkarten mit kaiserlichen und königlichen Wappen verziert, und Gästebücher – mit einigen Einträgen in Ungarisch.

Titelseite des Gedenkbuches

Die Kondolenzschreiben kamen hauptsächlich von Privatpersonen, manchmal von aristokratischen Familien, Politikern und Organisationen. Ein Teil von den Briefen wurde von den Verwaltern der Beerdigungsangelegenheiten ohne Umschlag, aufgefaltet, mit einer Bemerkung – „erledigt“ oder „beantwortet“ getrennt platziert, priorisiert je nach Wichtigkeit. Diesen Briefschreibern, und auf eigene Bitte hin wurden Sterbebilder von Otto von Habsburg geschickt. Wir bewahren mehrere solche Briefe, in denen der Briefschreiber – im Hinblick auf seine Beziehung zu dem Verstorbenem – um Stehplatzkarte bittet, und sich nach der Teilnahme an der Totenmesse erkundigt.

Die Briefe, Telegramme und Kondolenzschreiben kamen hauptsächlich aus österreichischem oder deutschem Gebiet, aber französische, niederländische, belgische, englische, amerikanische, kanadische und ungarische Organisationen haben auch schriftlich kondoliert, aber spanische, italienische, afghanische, kroatische, tschechische und südamerikanische Briefschreiber finden wir auch. Die meisten wurden auf Deutsch, einige auf Englisch, und ein paar auf Französisch, Flämisch und Kroatisch geschrieben. Allerdings gibt es nur wenige Kondolenzschreiben in unserer Sammlung, die auf Ungarisch geschrieben wurden oder aus Ungarn kamen.

Der Kranz des Generalkonsulats der Republik Ungarn in München

Die Daten der Kondolenzschreiben sind auch interessant: die bayerische Regierung erfuhr schon am gleichen Tag von Otto von Habsburgs Tod und kondolierte sofort, während andere, zum Beispiel der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, schickten ihre Kondolenzschreiben nur einige Tage später. Die meisten Briefe wurden von der Familie beantwortet, auf diesen steht mit Bleistift „erledigt“, aber im Gegensatz zu der üblichen Methode von Otto von Habsburg, von den abgehenden Briefen gibt es keine Kopien in der Sammlung.

Von den Aristokraten fanden wir ziemlich wenig Kondolenzkarten in der Sammlung. Auf dieser Weise haben doch kondoliert: Georg Friedrich Prinz von Preussen (aktuelles Oberhaupt des Hauses Hohenzollern), Friedrich Wilhelm von Preussen, Marie-Therese de Montpension, die Mutter von Herzog Jean d’ Orleans; Prinz Maximilian von und zu Lichtenberg, Borwin Herzog zu Mecklenburg, Gerhard Baron von der Trenck, Otto Graf Czernin und seine Familie.

Handgeschriebene Kondolenz von Klaus Hänsch

Eines der wichtigsten Kondolenzschreiben von Politikern ist der Brief von Dr. Klaus Hänsch. Er war Präsident des Europäischen Parlaments zwischen 1994 und 1997, und Abgeordneter der BRD im Europäischen Parlament zwischen 1979 und 2009. Sein handgeschriebener und freundlicher Brief zeigt, dass die zwei Politiker trotz ihrer anderen politischen Einstellungen kooperieren konnten. Daneben möchten wir Emilia Müller, die bayerische Staatsministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten; Georg Fahreschont, der bayerische Finanzminister; Harald Kühnt im Namen des Stadtrats von Garmisch-Partenkirchen; Franz Steindlt im Namen des Bundesamts Burgenland; Luis Durnwalter, der Landeshauptmann Südtirols; Gordan Jandrokovic, der kroatische Außenminister, und diejenige, die im Namen des albanischen Königshauses unterschrieben, erwähnen.

 

Kopie von dem Telegramm von Papst Benedikt XVI., Pressemitteilung der Familie

Mit seinem Brief an Karl von Habsburg gedachte Papst Benedikt XVI. des treuen Sohnes der Kirche und des „Baumeiters“ Europas auch. Von den Kirchenführern schickten Kondolenzschreiben Kardinal John Foley, Großmeister des Ordens der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem (i.R.) und kärntnerischer Großprior des Sankt-Georg-Ritterordens, und Ratko Peric, der aktuelle katholische Bischof. Die israelitische Kultusgemeinschaft München, die besondere gute Beziehung zu Otto von Habsburg hatte, kondolierte auch.

 

Titelseite des Programmhefts der Totenmesse in der Pfarrkirche Sankt Pius, Pöcking

Außer den Kondolenzschreiben ist das verzierte Gedenkbuch auch interessant, in dem wir nicht nur den aufgebahrten Sarg und zahlreiche Kränze, sondern auch das ganze Programm der Requiems, die am 5. Juli in der alten Pfarrkirche Sankt Ulrich, Pöcking, am 11. Juli in der Theatinerkirche St. Kajetan und Adelheid in München und am 13. Juli in der Basilika Mariazell veranstaltet wurden, sehen können. Im Buch können wir die Zeremonie vom 16. Juli in dem Stephansdom auch sehen, die für das Erzherzogpaar gehalten wurde und nach der die Aschen in die Kaisergruft platziert wurden. Otto von Habsburg galt alt Privatperson, aber wurde als ein Staatsoberhaupt beerdigt. Obwohl deswegen der österreichische Staat mehrmals angegriffen wurde, auf dem Gebiet des ehemaligen Reiches (und auch in anderen Ländern) war der verstorbene Staatsmann so beliebt, dass die Teilnahme des österreichischen Staates an der Zeremonie selbstverständig war.

 

Programm der Trauerfeier in Wien

Die viele Trauender konnten ihre letzte Ehre am 14. und 15. bei der Totenbahre des Ehepaars in der Wiener Kapuzinerkirche erweisen. Die Särge wurden am 15. in der Nacht zum Stephansdom transportiert, den am diesen Tag vor den Interessenten geschlossen wurde. Kardinal Dr. Schönbron Christoph, der Erzbischof von Wien, zelebrierte die Todesmesse um 15 Uhr. Bei der katholischen Zeremonie erklangen auch muslimische und jüdische Gebete, um auf die religiöse Vielfältigkeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie hinzuwiesen. Danach zogen die Trauende zu der Kapuzinerkirche, die von 2,5 Km entfernt war, zu dem Grabmal des Thronfolgers. Die Stadt Wien erstellte auch ein detailliertes Programmheft in deutscher und englischer Sprache, das die Stadt und deren Sehenswürdigkeiten vorstellt, und auch die sogenannte Anklopfzeremonie beschreibt, die das Eintritt aus dem irdischen Leben in die Überwelt symbolisiert, wobei der Verstorbene kein Regent mehr ist, sondern nur ein sterblicher und sündiger Mensch. So wurde die traurige Beerdigung zum Touristenattraktion, und dieses Gefühl wurde von dem militärischen und traditionellen Aufmarsch nur verstärkt.

Am nächsten Tag folgten noch weitere Zeremonien in Budapest, in der St.-Stephans-Basilika. Hier wurde die Messe von Kardinal László Paskai zelebriert, dann wurde Otto von Habsburgs Herzurne am Abend in die benediktische Erzabtei Pannonhalma platziert.

In der Sammlung befinden sich zehn Gedenkbücher aus verschiedenen Kondolenzorten, die des ehemaligen Thronfolgers mit kürzeren und längeren Texten gedachten. Aus diplomatischer Sicht ist das Berliner Kondolenzbuch besonders interessant, das die Gedenkzeilen von Leitern und Mitgliedern der diplomatischen Vertretungen enthält. Ein Teil der Einträge erwähnt Otto von Habsburg als ungarischer Politiker. Auch hier befinden sich eine Reihe von den Kondolenzbriefen, die an Gabriela von Habsburg, die Leiterin der Botschaft in Berlin, geschickt wurden. Darunter zum Beispiel der Kondolenzbrief von dem ungarischen Botschafter, József Czukor, von dem kroatischen Botschafter, Miro Kovač, und von den damaligen Handelsministern, Peter Ramsaueré. Es ist überraschend, dass die australischen, britischen und amerikanischen Botschafter mit handgeschriebenen Briefen kondolierten. Im Kondolenzbuch finden wir wenige Einträge auf Ungarisch, einen davon veröffentlichen wir hier.

 

 

Einige waren darüber nicht im Klaren, wer wann aus der Familie Habsburg verstarb. So kamen auch Kondolenzbriefe für Erzherzogin Regina an, die schon seit einem Jahr, im Jahre 2010 verstarb. In einem anderen Fall schickte jemand als Kris Veen Prince of Habsburg (aus Australien) drei Briefe an Erzherzog Karl und andere Familienmitglieder. Bei diesen kann man Bemerkungen darüber lesen, dass der Absender unbekannt ist, wahrscheinlich ein Hochstapler, da niemand von einem in Australien lebenden Habsburger wusste. Besonders interessant ist noch die handgeschriebene, fünfzehnseitige, prosaische Rückerinnerung des Bibliothekars, Georg Huber.  Ákos Bíró, ein israelitischer Buchverleger in Ungarn, nannte Otto von Habsburg einer der 36 wahren Menschen, und sprach Kaddisch für den Verstorbenen.

Zuletzt möchten wir Cleff III., also Michael Cleff (1947–) erwähnen. Der in Bamberg lebende Portraitmaler malte schon zahlreiche Künstler, Politiker und Sportler (z. B.: Peter Ustinov, Thomas Gottschalk, Hans-Dietrich Genscher, Boris Becker). Von Otto von Habsburg malte er ein Porträt im Jahre 1989. (Originalfoto und das Gemälde davon)

Außer der Familie veröffentlichten einige Organisationen und Vereine, die mit Otto von Habsburg verbunden waren, auch Todesanzeige. Davon zwei, die Todesanzeige von dem Katholisch- Österreichischen Landsmannschaft Ferdinandea Graz, und die Todesanzeige von dem Katholisch- Österreichischen Landsmannschaft Josephina zu Wien, befinden sich in unserer Sammlung.

Die Todesanzeige von dem Katholisch-Österreichischen Landsmannschaft Josephina zu Wien

Insgesamt gibt es fast 1100 Kondolenzschreiben. An die Familie Habsburg und an das Oberhaupt, Karl von Habsburg wurden mehr al 800, an Gabriela von Habsburg fast 200, an die anderen Geschwister wurden nur wenige geschickt, die sich in der Sammlung unserer Stiftung befinden.

 

 Piroska Kocsis

Zoltán Ólmosi