Die Veranstaltung wurde von dem Erzbischof von Pannonhalma, Cirill Hortobágyi OSB, und von dem Rektor der Universität für Öffentlichen Dienst, András Koltay, eröffnet. Der Erzbischof sprach über die jahrtausendelange Verantwortung der benediktinischen Gemeinschaft für die Dialogschaffung, die im Jahre des 52. Internationalen eucharistischen Kongresses von besonderer Bedeutung ist.
András Koltay betonte, dass obwohl der christliche Mensch sich nach innen richtet, und das öffentliche Leben von der Politik gestalten wird, es ist keine gute Tendenz, wenn die zwei Welter völlig auseinandergehen – man braucht gesellschaftliche Kooperation, um die Ordnung zwischen den beiden aufrechterhalten zu können. Der Rektor fügte hinzu: er hofft, dass das heutige Gespräch auch hilft, die richtigen Antworten zu finden.
In seiner Einleitung teilte Gergely Prőhle mit, dass sich die Suche nach individuellen Lösungen anhand der Trennungslinien, die Europa kreuz und quer trennen, in den letzten Jahren verstärkte, obwohl der gemeinsame Weg – dessen Grund der christliche Glaube war – den Gründvätern der europäischen Integration besonders wichtig war. Der Direktor der Otto-von-Habsburg-Stiftung betonte, das Ziel der Konferenz ist, über die ideologischen Grundlagen unseres Kontinents und über die Zusammenhänge des christlichen Glaubens und der Politik in der modernen Welt vernünftig zu diskutieren, in zeitgemäßer Sprache und allgemeinverständlich, auch wenn es in dem Onlineraum vielleicht schwieriger ist, als es im Rahmen einer persönlichen Konferenz wäre.
Als erster Referent identifizierte Kardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, die ideologischen Wurzeln Europas mit drei Orten: die Akropolis in Athen als das Symbol für die Demokratie und die menschliche Vernunft, das Kapitol, das an das römische Recht erinnert, und der Golgota in Jerusalem. Kurt Koch wies auf die Tragödie des 20. Jahrhunderts hin: „im Zustand der geistigen Verwirrtheit wird Europa zum Spielzeug der politischen Mächte.“ Mithilfe des dreifachen Grundprinzips – die Divinität, die Humanität und soziale Werte – erklärte er, dass zahlreiche historische Beispiele zeigen, was passiert, wenn der Mensch Gottes Platz zu übernehmen versucht. Er fügte hinzu: „Europas gemeinsame Währung – der Euro – ist nicht genug für Europas Zukunft. Europa braucht eine sogenannte gemeinsame geistige und seelische Währung, die der christliche Glaube ist.“ Im Zusammenhang mit dem Vertreten der christlichen Werten in dem säkularen Europa erwähnte er als wichtigste Aufgaben der Christen den ökumenischen Zusammenschluss.
„Um die Christdemokratie zu erneuern, muss sich die Kirche auch erneuern. Die Regierungsschritten können dem christlichen Gedanken die Chance geben, aber um dies mittel- und langfristig aufrechtzuerhalten und wirklich zu verstärken, braucht man lebende Gemeinschaften. Diese Gemeinschaften müssen sich erneuern und verstärken“ – betonte als zweite Referentin Katalin Novák, Ministerin für Familienangelegenheiten. Sie fügte hinzu: in Ungarn ist das Christentum keine Frage der Wahl, sondern Prädestination. Danach stellte sie die Paragrafen des Grundgesetzes vor, die die christliche Wertvorstellung unterstützen, und die Regierungsmaßnahmen, die die christlichen Gemeinschaften schützen.
In seinem Vortrag teilte der ehemalige Ministerpräsident der Niederlande, Jan Peter Balkenende, mit: in einer solchen Welt auf die Werte zurückzublicken, in der sie immer weniger Bedeutung haben, ist es besonders wichtig. Momentan leben wir in Zeiten des Krisenmanagements, aber wir brauchen ein solches Europa, das sich auf Werten beruht – stellte er fest. „Wenn wir über Europa sprechen, dann geht es meistens um Geld und Wirtschaft, und nicht über Sitte und Moralität. Doch die sind die Werte, die die Menschen einander näherbringen können und die die Gesellschaften inspirieren können.“ Laut Jan Peter Balkenende sollte man mehr Raum für richtige Dialoge über ethische Fragen führen, statt immer nur über wirtschaftliche Fragen zu diskutieren. Unter anderem machte er aufmerksam auf die Dialoge zwischen Weltreligionen und auf die Priorisierung der nachhaltigen Entwicklungszielen.
In seinem Vortrag betonte Matthieu Rougé, dass die Bürokratie und technokratische Einrichtung in der EU viel mehr „eine Bedrohung für die Demokratie bedeuten als deren Dienst“. Er fügte hinzu: „Es besteht das Risiko, dass sich die Kirche immer mehr institutionalisiert, und dies macht sie aus spiritueller Sicht fragil.“ In seinen Schlussworten teilte der Bischof von Nanterre mit, dass „die Einheit der Christen besonders wichtig ist, um Europa weiterbauen zu können, da wir zurück zu unseren Wurzeln finden müssen, die sich auf Christus beruhen.“
Die Konferenz können Sie sich hier ansehen: