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GEBURTSTAGSESSEN – OVH 110

Am 19. November 2022 gedachte unsere Stiftung des 110. Geburtstags unseres Namensgebers mit einer Festveranstaltung im Pesti Vigadó an der Donau, die sich an die Tradition der ,,Otto-Abendessen“ anknüpfte.

GEBURTSTAGSESSEN – OVH 110

Am 19. November 2022 gedachte unsere Stiftung des 110. Geburtstags unseres Namensgebers mit einer Festveranstaltung im Pesti Vigadó an der Donau, die sich an die Tradition der ,,Otto-Abendessen“ anknüpfte.

Als unsere Stiftung 2019 die Tradition der ,,Otto-Abendessen“ wieder aufleben ließ, ging es nicht wie bei den Organisatoren ähnlicher Veranstaltungen zwischen den beiden Weltkriegen um eine Demonstration der royalistischen Kreise, sondern darum, das geistige Erbe Otto von Habsburgs in einem internationalen Kontext zu beleben, indem namhafte ausländische Referenten eingeladen werden. Nach Wolfgang Schüssel, ehemaliger österreichischer Bundeskanzler, Alain Lamassoure, ehemaliger französischer Minister und Europaabgeordneter, und im vergangenen Jahr Inego Mendez de Vigo, spanischer Minister, Europaabgeordneter und guter Freund unseres Namensgebers, war der diesjährige Ehrengast Edwin J. Feulner, Gründer der Heritage Foundation, der die konservative amerikanische Denkfabrik seit fast vier Jahrzehnten leitete. Wir bemühen uns, die dargebotene Musik auf die Nationalität des aktuellen Referenten abzustimmen, und in diesem Jahr konnten wir ein kürzlich gefundenes Interview erwerben, in dem Otto von Habsburg zum Ausdruck bringt, dass sein Lieblingskomponist George Gershwin ist. Dementsprechend spielte der Pianist Balázs Fülei die legendäre Blue Rhapsody. Anschließend las Gergely Prőhle einige Briefauszüge vor. In einem bittet der 24-jährige Feulner darum, Otto in Pöcking zu besuchen; in einem anderen gratuliert Otto ihm zur Gründung der Heritage Foundation; im dritten schreibt Präsident Ronald Reagan an Feulner und dankt ihm für seine wertvolle Arbeit zur Unterstützung des Präsidenten.

Ed Feulner erinnerte sich an sein Treffen mit Otto von Habsburg – das zu einer interessanten Publikation über die Auswirkungen des Kommunismus auf die kulturelle und psychologische Politik in Osteuropa (The effects of Communism on cultural and psychological politics in Eastern Europe született) führte – und er wies darauf hin, dass es keine einzige heilsame konservative Idee gibt, denn ,,jeder ist konservativ auf dem Gebiet, das er am besten kennt“ (Robert Conquest).

Das politische Erbe Otto von Habsburgs sei, so der Referent, ,,der innere Konservatismus des Herzens“. Diese Eigenschaft ermöglichte es dem ehemaligen Thronfolger, schon im jungen Alter, Anfang der 1930er Jahre, die fundamentale Unmenschlichkeit im Kern der totalitären Regime des Jahrhunderts – Kommunismus und Nationalsozialismus – zu erkennen, weil er nicht ihre Taten, sondern ihr Wesen sah. Er sah, warum diese Kräfte nicht die Wellen der Zukunft, sondern die Brecher der Wellen der Geschichte waren, warum der Kalte Krieg nicht so sehr eine Frage wirtschaftlicher und politischer Rivalität war, sondern ein Kampf um die menschliche Natur und Seele.

Otto von Habsburgs Akzeptanz der Würde und Einzigartigkeit des Menschen, offen für das Transzendente, kam aus seinem katholischen Glauben. Seine Loyalität und sein Vertrauen in Rom machten ihn ,,zutiefst menschlich, vollständig christlich und beunruhigend optimistisch“, wie es ein Kritiker ausdrückte. Wie den einzelnen Menschen, so behandelte er auch die einzelnen Nationen mit Respekt. Das Fazit der sechs Jahrhunderte langen dynastischen Politik seiner Familie bestand daher darin, Harmonie statt Konformität zu fördern – und zwar auf dem gesamten Kontinent, denn ,,der europäische Mensch spürt instinktiv, dass Vielfalt der beste Schutz der Freiheit ist“. Er sah Europa nicht als ein von Technokraten geführtes Labor, sondern als einen Garten, den man pflegen sollte. In der Wirklichkeit suchte er aber den einzigartigen Menschen, der seine Bestimmung nur in Freiheit erfüllen könne.

Danach, vor dem Essen, spielte das Auer-Trio die Ungarische Rhapsodie Nr. 9 von Ferenc Liszt mit großem Erfolg, und anschließend sorgte das Noémi Nagy Quartett mit Jazz-Klassikern für einen stimmungsvollen Abend.

Zum Jahresende möchte sich unsere Stiftung bei allen wichtigen Partnern – von Kirchen und Orden bis hin zu wissenschaftlichen Werkstätten, öffentlichen Sammlungen und politischen Akteuren – für ihre Unterstützung und Zusammenarbeit herzlich bedanken und wir freuen uns, dass die Intensität und die freundliche Stimmung der Diskussionen an den Tischen weit über die übliche Atmosphäre ähnlicher formeller Veranstaltungen hinausgingen.

 

Fotos: Márton Ballagó