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Statt internationaler Konferenz – zum 70. Jubiläum des Schuman-Plans

Vor 70 Jahren, am 9. Mai 1950 kündigte der französische Außenminister Robert Schuman den Plan an, der die erste Station der späteren Entstehung der Europäischen Union war.

Statt internationaler Konferenz – zum 70. Jubiläum des Schuman-Plans

Vor 70 Jahren, am 9. Mai 1950 kündigte der französische Außenminister Robert Schuman den Plan an, der die erste Station der späteren Entstehung der Europäischen Union war.

Zum runden Jubiläum wollten die Otto-von-Habsburg-Stiftung und das Institut für Strategische Studien an der Nationalen Universität für den öffentlichen Dienst im Rahmen einer am 11. Mai angefangenen internationalen Konferenz untersuchen, inwiefern ist der am Anfang des europäischen Integrationsprozesses verfasste Plan, und das Erbe der meistens christdemokratischen Politiker, die den Plan unterstützten, heute noch aktuell. Obwohl die Veranstaltung wegen der Pandemiesituation nicht stattfinden konnte, die meisten Referenten fassten Ihre Gedanken über das Thema schriftlich zusammen – damit sie Schumans Initiative würdigen können. Die Studien können Sie erreichen, wenn sie auf die Namen der Autoren klicken.

Justizministerin Judit Varga

Es ist uns eine große Ehre, dass Justizministerin Judit Varga statt der mündlichen Eröffnungsrede ihre Einleitungsgedanken schriftlich geschickt hat, und wir bedanken uns bei dem ehemaligen Außenminister, Professor János Martonyi dafür, dass er in seiner Studie die Integrationserfahrungen der letzten 70 Jahren zusammenfasste (inklusive seiner früheren Beiträge). In seiner Studie stellt er fest, dass zwar immer in einem anderen Kontext, aber die Dilemmas blieben im Laufe der Integrationsentwicklung grundsätzlich gleich. Während er davor warnt, den Konflikt zwischen den „Souveränisten“ und den „Föderalisten“ zu vereinfachen, gibt er auch einen umfassenden Überblick über die heutige Situation der Europäischen Union.

Ehemaliger Außenminister Professor János Martonyi

Am Jubiläumstag, dem 9. Mai erschien die Studie von dem stellvertretenden wissenschaftlichen Direktor der Otto-von-Habsburg-Stiftung, Gergely Fejérdy über die Beziehung zwischen Schuman und Otto von Habsburg auf unserer Webseite. Obwohl Otto am Anfang des Integrationsprozesses keine aktive Rolle spielte, hatte aber eine gute Beziehung zu dem als „Vater Europas“ genannten französischen Politiker. Jedoch wollte er das geistliche, seelische und politische Erbe der Erklärung vom 9. Mai bewahren und weitergeben. Es hat eine symbolische Bedeutung, dass Otto später sogar zwei nach Robert Schuman benannte Preise erhielt. Obwohl er nicht zu der Generation der „Väter Europas“ gehörte, er war auch ein Gründer des einheitlichen Europas.

Unser originaler Plan war, unsere Referenten aus den Heimatländern der Gründväter einzuladen, also wegen Schuman, Adenauer und De Gasperi einen Franzosen, einen Deutscher und einen Italiener. In der entstandenen Situation freuen wir uns aber darüber, dass zwei berühmte Experte in französischer Geschichte und Politik, Georges-Henri Soutou und Eric Bussiere und auch Helmut Kohls ehemaliger verteidigungspolitischer Berater Joachim Bitterlich, und der Leiter eines der wichtigsten Think Tanks, Ludger Kühnhardt und auch der Geschichtsprofessor und ehemaliger Leiter des Planungsstabs in dem deutschen Verteidigungsministerium, Ulrich Schlie mit ihren Beiträgen beehren.

Georges-Henri Soutou, Professor Emeritus der Universität Paris-Sorbonn und SciencesPo

Der französische Historiker und emeritierte Professor der Universität Paris-Sorbonn und SciencesPo, Georges-Henri Soutou stellt den Kontext für das vor 70 Jahren erfolgte Ereignis und den Namensgeber des Plans vor. In seinem Schreiben definiert er Europa als „eine demokratische Einrichtung mit christlichen Wurzeln, sozusagen ein Zivilisationsraum“, und sieht Schumans größte Erfolg darin, dass er „die Integration in konkreten Bereichen vorschlug, ohne die Existenz der Staaten zu bezweifeln.“ Laut des Historikers wurden diese Idee und Methode seit den 1990er Jahren aufgegeben. Europa entschied sich an die Globalisierung anzuschmiegen, ohne die wirtschaftlichen und kulturellen Besonderheiten zu schützen.

Eric Bussière, Direktor einer akademischen Forschungsgruppe an der Universität Paris-Sorbonn

Der französische Professor und Direktor der akademischen Forschungsgruppe für europäische Zivilisation und internationale Beziehungen, Eric Bussière stellt die Vorgeschichte des Schuman-Planes vor und macht auf die Methode des Planes aufmerksam.  Er weist auf die anlässlich der Coronavirus-Pandemie erneute europäische Konflikte hin und zieht die Konklusionen für die Zukunft. Vor allem betont er, wie wichtig es ist, als Gesellschaft zu handeln: „es geht darum, dass wir die strategisch essentiellen Mittel und Politiken vereinigen.“

Joachim Bitterlich, Helmut Kohls ehemaliger verteidigungspolitische Berater

Helmut Kohls ehemaliger außen- und sicherheitspolitische Berater und ehemaliger Botschafter in Paris, Joachim Bitterlich stellt aufgrund seiner langen europapolitischen Karriere fest, dass heutzutage die gleiche revolutionäre Kreativität gebraucht wird, um Europas Probleme zu lösen, wie in Schumans Zeiten. Wenn man nur als eine „Gemeinschaft“ existieren möchte – und sogar um jeden Preis –, führt es nirgendwo. Die Angelegenheiten, die tatsächlich gemeinsam sind, sollen erneut definiert werden.

 

Ludger Kühnhardt, Direktor des ZEI (Zentrum für Europäische Integrationsforschung)

Anlässlich des Schuman-Jubiläums vertieft sich der Direktor des Zentrums für Europäische Integrationsforschung, Ludger Kühnhardt noch mehr in dem Thema, und untersucht, wie sich die Beziehung zwischen Recht und Politik während der Entwicklung der Institutionen veränderte, wie diese einander anpassten und wie sich dieses Wechselspiel in den heutigen oft als krisenhaft bezeichnete Zeiten zeigt.

Ulrich Schlie, Geschichtsprofessor und ehemaliger Leiter des Planungsstabs in dem deutschen Verteidigungsministerium

Ulrich Schlie, dessen ganze Karriere von dem Anspruch des wissenschaftlichen historischen Überblicks und von der Durchsetzung praktischer politischer Aspekte geprägt wurde, analysierte in seiner Studie, welche Rolle Großbritannien und die Vereinigte Staaten in den europäischen Prozessen spielten. Er betonte, dass keine früher getroffene Entscheidung unabänderlich ist, aber die Integration wird in der Zukunft nur dann funktionieren, wenn die einzelnen Staaten ihre Interessen immer durchsetzen können.

Die französischen und deutschen Autoren stellen historische Perspektiven dar, und geben einen ausführlichen Überblick über den Zustand der Europäischen Union. Diese werden von dem Standpunkt der ungarischen Autoren würdig ergänzt.