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60 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil

Am 29. Juni haben wir in der Benediktiner-Erzabtei Pannonhalma des 14. Todestages unseres Namensgebers gedacht.

60 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil

Am 29. Juni haben wir in der Benediktiner-Erzabtei Pannonhalma des 14. Todestages unseres Namensgebers gedacht.

Die Heilige Messe wurde in diesem Jahr am Festtag der Heiligen Peter und Paul, einem der wichtigsten Feiertage der katholischen Kirche, vom Erzbischof Gergely Kovács zelebriert, der die Bedeutung des Bekenntnisses zum Glauben und des christlichen Zeugnisses am Beispiel der beiden Apostel hervorhob, die zwar unterschiedliche Persönlichkeiten hatten, aber eine gemeinsame Mission.

Die anschließende Konferenz konzentrierte sich auf das Zweite Vatikanische Konzil und seine Bedeutung für die Erneuerung der Kirche. Die Synode, eines der einflussreichsten Ereignisse in der Geschichte der Kirche im 20. Jahrhundert, das aus vielen Aspekten neue Grundlagen für das Selbstverständnis der katholischen Kirche und ihre Beziehung zur modernen Welt legte, war auch für Otto von Habsburg von entscheidender Bedeutung.

Gergely Prőhle dankte der Benediktinergemeinschaft von Pannonhalma, die für Otto von Habsburg immer ein wichtiger Ort der Erneuerung des Glaubens und des Geistes gewesen war. In Anlehnung an die Predigt betonte er, dass der Gedenktag der Apostel Peter und Paul eine Botschaft des Zueinanderfindens und des Dialogs zwischen Glauben und Wissen trage. Ihre Einheit ist auf dem St. Martinsberg besonders bedeutsam, wo die benediktinische Tradition das authentische christliche Zeugnis und geistige Anspruchsvollheit als untrennbare Realitäten betrachtet, die sich gegenseitig verstärken. Der Direktor unserer Stiftung zog eine konkrete historische Parallele zum Konzil von Nicäa vor 1700 Jahren, das seinerzeit ebenfalls eine klare Reflexion über die theologischen und sozialen Herausforderungen der Zeit anstellte und wesentlich zur Stärkung der Einheit und Identität der christlichen Welt beitrug. Abschließend zitierte er Otto von Habsburg, der die Einbeziehung der Laien als wesentliche Errungenschaft des Konzils betrachtete, was der Direktor der Stiftung als ein Bestreben interpretierte, das dem Ideal Luthers vom allgemeinen Priestertum ähnelt.

Erzabt Cirill Hortobágyi hob in seiner Begrüßungsrede hervor, dass Otto von Habsburg sich immer als Benediktinerstudent verstanden habe und oft auf die Qualität der Ausbildung und Erziehung verwiesen habe, die er in Pannonhalma erhalten habe.

András Fejérdy, stellvertretender Direktor des Instituts für Geschichte am HUN-REN-Forschungszentrum für Geisteswissenschaften, skizzierte den Kontext und die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils in der Geschichte der Kirche. Die Initiative von Papst Johannes XXIII. war eine bewusste Antwort auf die Herausforderungen der Zeit, und in diesem Sinne war es das vorrangige Ziel des Konzils – in Anlehnung an den Kerngedanken des aggiornamento, der die apostolische Tätigkeit des Kirchenführers prägte –, die Entwicklung des katholischen Glaubens zu fördern und das christliche Leben der Gläubigen zu erneuern. Nach dem Tod von Papst Johannes XXIII. setzte Paul VI. die Arbeit der Synode fort und definierte ihre Hauptziele: erstens die Selbstidentität der Kirche zu klären und zu erneuern, zweitens die Einheit durch den Dialog mit den getrennten Brüdern wiederherzustellen und schließlich einen aktiven Dialog mit der modernen Welt zu führen. Die Synodaldokumente haben eine neue Vision der Kirche geschaffen, die auf den Traditionen der Urkirche basiert, die Grundlagen für die Entwicklung ökumenischer und interreligiöser Beziehungen gelegt und den Weg für einen weiteren theologischen Dialog und ein Überdenken der Beziehung der Kirche zur Welt geebnet. András Fejérdy erklärte, dass die Synode einen bedeutenden Paradigmenwechsel im Leben der Kirche bewirkt habe: Sie sei nicht länger eine „belagerte Festung“, sondern eine Gemeinschaft, die sensibel und offen für die Zeichen der Zeit sei und sich gemeinsam mit der modernen Gesellschaft auf einer Pilgerreise befinde. Der Historiker beschrieb auch ausführlich die Rolle des Sekretariats für die Einheit der Christen, das 1960 von Papst Johannes XXIII. gegründet wurde. Diese Einrichtung erleichterte nicht nur die Kontakte zwischen verschiedenen christlichen Gemeinschaften, sondern spielte auch eine wesentliche Rolle bei der Einführung eines neuen theologischen und methodologischen Ansatzes. In seinen Schlussworten ging der Historiker auch darauf ein, wie die von der Synode eingeleiteten Reformen und Initiativen vor dem Hintergrund der politischen Zwänge des sozialistischen Blocks und des Kalten Krieges zu verstehen sind und wie diese die Erfahrung und Interpretation der Synode in Ungarn geprägt haben.

Die Diskussion im Anschluss an die Einführungsrede wurde von Gergely Fejérdy, dem stellvertretenden Direktor unserer Stiftung, moderiert. Otto von Habsburg nahm im Oktober 1962 auf persönliche Einladung von Papst Johannes XXIII. an der Eröffnungssitzung des Zweiten Vatikanischen Konzils teil und betonte in seinen späteren Schriften und öffentlichen Reden regelmäßig die Bedeutung der synodalen Lehre und den Geist der dreijährigen Beratungen, erinnerte der stellvertretende Direktor und lud die Teilnehmer ein, auf das Erbe des Konzils zu reflektieren, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Kirche in der Gesellschaft und die aktuelle Dynamik der Dialogen.

Károly Hafenscher, Professor an der Evangelisch-Lutherischen Theologischen Universität, wies darauf hin, dass das Zweite Vatikanische Konzil nicht nur die katholische Kirche, sondern auch den ökumenischen Dialog erneuert habe. „Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der die Lehre der Synode lebendige Realität war: Sie gab mir Perspektive, lehrte mich Offenheit und half mir, Ökumene nicht nur als theoretisches Konstrukt, sondern als tägliche Praxis zu verstehen.“ Der Geist der Synode baute auf der Idee der semper reformanda – der ständigen Erneuerung der Kirche – auf, die auch für Protestanten von zentraler Bedeutung ist und die Treue zu Christus bewahrte, während sie die Kirche offen für Veränderungen ließ. Von besonderer Bedeutung war, wie die dogmatische Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils die untrennbare Einheit von Wort und Sakrament in ein neues Licht rückte. Durch die Bekräftigung der zentralen Bedeutung des Wortes und der Heiligen Schrift hat sich die liturgische und theologische Praxis der katholischen Kirche in vielerlei Hinsicht der evangelischen Tradition angenähert, was wiederum ein entscheidender Schritt zum gegenseitigen Verständnis und zur geistlichen Einheit unter den Christen war. Aus protestantischer Sicht war es auch entscheidend, dass das Konzil klarstellte, dass die zentrale Lehre von der Rechtfertigung aus Gnade durch den Glauben theologische Priorität hat. Nach Ansicht des lutherischen Pastors brachte die Reform der römischen Messordnung auch eine ökumenische Annäherung und eine spezifische Reflexivität mit sich, da die lutherische Kirche neue Impulse erhielt, ihr eigenes liturgisches Erbe wiederzuentdecken.

Márk Érszegi, Diplomat und Vatikan-Experte, gab einen umfassenden Überblick über die Beschlüsse und den Kern der Synode und stellte fest, dass viele der Reformen zur Erneuerung der Kirche zwar umgesetzt worden seien, ihr Potenzial jedoch noch nicht voll ausgeschöpft sei. Angesichts der Herausforderungen der Gegenwart sei es angebracht, über diese Reformen nachzudenken und neue Wege und Ansätze für die Entwicklung der Kirche zu suchen. Er betonte, dass eine der Früchte der Synode der Codex des kanonischen Rechts von 1983 sei, der unter Papst Johannes Paul II. ausgearbeitet wurde und als rechtlicher Ausdruck des Geistes der Synode dient. Der Katechismus der Katholischen Kirche und die Liturgiereform waren ebenfalls wichtige Elemente der Erneuerung. In Ungarn habe die neue Liturgie auch hinter dem Eisernen Vorhang ein Gefühl der Zugehörigkeit zur universalen Kirche gewährleistet, was während der kommunistischen Zeit von großer Bedeutung war. Gleichzeitig wurde jedoch – teils aufgrund ideologischer Spaltungen während des Kalten Krieges, teils aufgrund lokaler Besonderheiten – auch nach dem Konzil keine vollständige theologische Einheit erreicht, sodass die Erneuerung der Kirche in bestimmten Bereichen noch vor Herausforderungen steht. Der Diplomat hält es daher für unerlässlich, dass die Kirche den von der Synode eingeleiteten Erneuerungsprozess nicht als abgeschlossen betrachtet, sondern ihn entsprechend den sich wandelnden sozialen und kulturellen Herausforderungen weiter vorantreibt.

Die Teilnehmer des Rundtischgesprächs waren sich einig über die Bedeutung der von der Synode eingeleiteten Prozesse und darüber, dass die Vielfalt ihrer Interpretationen und die vom Ethos des Konzils angestrebte Einheit in Pannonhalma auf außergewöhnlich schöne Weise spürbar sind.