Das Buch wurde in ungarischer Sprache veröffentlicht, die deutsche Zusammenfassung ist unten angegeben.
Vom 10. bis 11. Oktober 2019 veranstaltete die Otto-von-Habsburg-Stiftung in der Ungari-schen Akademie der Wissenschaften eine zweitägige Konferenz zum Verhältnis ihres Namensgebers und den Regimewechseln in Mitteleuropa.
Die bei der Veranstaltung gehaltenen Vorträge stellten den annus mirabilis 1989 nicht nur in einen historisch-politischen Kontext, sondern eröffneten auch einen viel weiteren Horizont. Die Vorträge blickten auf fast das gesamte 20. Jahrhundert zurück: zeichneten das Leben des letzten ungarischen Thronfolgers nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie nach, stellten seine Verbindungen zu den legitimistischen Bewegungen zwischen den Weltkriegen und zum ungarischen Emigrant-Gruppen nach 1944 dar.
Die beharrliche Arbeit Otto von Habsburgs an seiner Vision eines vereinten Europas statt eines ideologisch geteilten Kontinents zu verwirklichen ist aus den Erinnerungen seiner ehemaligen Kollegen entstanden. Er war einer der Politiker, denen die Möglichkeit gegeben wurde, seine Ziele auch im Europäischen Parlament zu vertreten. Während seiner Jahre auf dem höchsten politischen Forum des Kontinents, zwischen 1979 und 1999, vergaß er nie die Interessen der Völker unserer Region und betonte immer seine Verbundenheit mit der ungarischen Nation.
Im zweiten Teil unseres Bandes sind Schriften von Kollegen unserer Stiftung über die öffent-lich-kulturelle Rolle des Politikers in Ungarn 1989–90 zu lesen. Auf seinen letzten Aufenthalt vor dem Exil folgte etwa sieben Jahrzehnte später der erste offizielle Besuch Otto von Habsburgs. Auf seiner Reise als Delegationsleiter des Europäischen Parlaments im Frühjahr 1989 traf er auf eine sich wandelnde innenpolitische Situation, öffentliche Bewegungen, die einen Ausweg aus der sozioökonomischen Krise suchten, und junge Menschen, die verantwortungsbewusst über die Zukunft des Landes nachdachten. Und obwohl seine Nominierung für die höchste öffentliche Würde bald von der Tagesordnung gestrichen wurde, war seine Anwesenheit in der konstituierenden Sitzung des freigewählten Parlaments – als letzter ungarischer Thronfolger – am 2. Mai 1990 eine historische Genugtuung.
Schon im Alter von 80 Jahren nahm Otto von Habsburg mit jugendlichem Geist und Offenheit an Begegnungen, Gesprächen, Foren und Feierlichkeiten teil. Unsere Fotogalerie wählt aus den ausdrucksstärksten Porträts von ihm während dieser Veranstaltungen aus.
Darüber hinaus enthält der Band ein scheinbares Kuckucksei: den Text eines Zürcher Vortrags des ehemaligen Thronfolgers aus dem Jahr 1960, den er jungen ungarischen Emigranten hielt. Seinem Gedankengang folgend wird deutlich, dass Otto von Habsburg seit Jahr-zehnten konsequent für die gleichen Ideen und Zielen gearbeitet hat. Daher haben wir uns entschieden, auch diese Schrift in den Band aufzunehmen.
Weitere Informationen zum Buch:
https://corvinakiado.hu/konyvek/habsburg-otto-es-a-rendszervaltozasok/139496196
