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Die Zukunft Europas – Otto von Habsburgs Erbe

Am 24. November veranstaltete unsere Stiftung eine Konferenz und Ausstellung zum 110. Geburtsjubiläum unseres Namensgebers in der Ungarischen Botschaft in Wien.

Die Zukunft Europas – Otto von Habsburgs Erbe

Am 24. November veranstaltete unsere Stiftung eine Konferenz und Ausstellung zum 110. Geburtsjubiläum unseres Namensgebers in der Ungarischen Botschaft in Wien.

Dieses Jahr ist ohne Zweifel ein wichtiger Wendepunkt in der jüngsten Geschichte Europas. Die aktuellen Schwierigkeiten kamen aber nicht ohne Vorzeichen, und wenn man das erkennt, kann man aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen. Der vor 110 Jahren geborene Otto von Habsburg erlebte zahlreiche Krisenzeiten durch sein langes Leben, aber sein Optimismus, seine tiefe Religiosität, seine politische Hellsichtigkeit und Erfindungsgabe gaben ihm Kraft auch in den schwierigsten Zeiten, und seine langfristige politische Denkweise, sein Engagement für Europa sind auch für die Nachwelt lehrhaft. All dies motivierte die Organisatoren der Konferenz – die Otto-von-Habsburg-Stiftung, die Ungarische Botschaft in Wien und die Erzabtei Pannonhalma – um an solche Aspekte von Otto von Habsburgs Erbe zu erinnern, die auch für die aktuellen politischen Handlungen maßgebend sein können. So war die Veranstaltung nicht nur eine politische Erinnerung, sondern bot auch Möglichkeit, um die aktuelle Situation in Europa zu überlegen.

Nach der Begrüßung von Andor Nagy, der ungarische Botschafter in Wien, von István Radda, der ehemalige Präsident des Runden Tisches der Ungarischen Organisationen in Österreich und von Gergely Prőhle, der Direktor der Otto-von-Habsburg-Stiftung, betonte der Hauptabt in Pannonhalma Cirill T. Hortobágyi, dass sowohl Sankt Martins als auch Otto von Habsburgs Erbe wichtig sind, da beide die Nachwelt zum Nachdenken, zum Handeln und zum Schaffen motivieren. Am Ende seiner Rede berichtete er mit großer Freude davon, dass in Pannonhalma bald eine Gedenkstätte zu Ehren des letzten österreichisch-ungarischen Thronfolgers und Benediktinerschülers eingeweiht werden soll.

Im Rahmen der mit großem Interesse gefolgten Konferenz erinnerten der ehemalige österreichische Kanzler, Wolfgang Schüssel, der ungarische Kanzleramtsminister, Gergely Gulyás und Gergely Prőhle an Otto von Habsburgs geistiges Erbe, und diskutierten über die Relevanz seines Europa-Konzeptes, und darüber, was für eine Meinung der Realpolitiker Otto von Habsburg über die aktuelle weltpolitische Situation, insbesondere über den Krieg in der Ukraine hätte.

Der ehemalige führende Politiker der Österreichischen Volkspartei betonte unter anderem die Wichtigkeit der Subsidiarität als essentielles Ordnungsprinzip der politischen und gesellschaftlichen Einrichtung, und erinnerte daran, dass Otto von Habsburg auch ein Befürworter einer solchen europäischen Integration war, die kein homogenes Reich schaffen wollte, sondern die die aus verschiedenen historischen Erfahrungen entstandenen nationalen Souveränitäten anerkannte, und im Sinne des Gemeinwohls das Subsidiaritätsprinzip anwendet. Neben der Wichtigkeit der Dezentralisation erwähnte er auch solche Themen (Sicherheitspolitik, globale wirtschaftliche Herausforderungen, Umweltschutz), in denen seiner Ansicht nach ein gemeinsames Handeln der EU nötig wäre, und in denen Otto von Habsburg auch die gemeinsamen Lösungen unterstützen würde.

Der ungarische Kanzleramtsminister teilte mit, dass es natürlich ist, dass die Mitgliedstaaten in der EU-27 wegen ihrer verschiedenen nationalen Erfahrungen und Geschichte über einige Fragen anders denken, jedoch ist es wichtig, dass die EU als Bündnis ein funktionsfähiger, weltpolitisch potenter Akteur bleibt. Dementsprechend wäre es wünschenswert, den Modus Vivendi zwischen den souveränistischen und föderalistischen Standpunkten zu finden, da das eine solche Gemeinschaftspolitik ermöglichen würde, die über ideologische Debatten hinausgehen und sich auf die Harmonisierung unterschiedlicher Standpunkte konzentrieren würden.

Bezüglich des Krieges in der Ukraine erklärte der ehemalige Kanzler, dass die militärische Neutralität Österreichs weiterhin feststeht, aber das kann nicht den Mangel an eindeutiger politischer Unterstützung verursachen. Er gab jedoch zu, dass der russische Präsident ihn auch in die Irre führte, und er ist in seinem Denken über die russische Politik schwer enttäuscht worden. Als der ungarische Kanzleramtsminister den ungarischen Standpunkt erläuterte, teilte er auch mit, dass Ungarn seit dem Kriegsausbruch im Februar die bedeutendste humanitäre Aktion seiner Geschichte durchführt, die keinen Zweifel am klaren Engagement des Landes lassen sollte.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch eine Ausstellung über das Leben von Otto Habsburg vorgestellt, die von der Otto-von-Habsburg-Stiftung zusammengestellt wurde und später im Collegium Hungaricum in Wien zu sehen sein wird.