Unsere Stiftung, die Ungarische Gesellschaft für zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit und die gastgebende Universität feierten den Geburtstag von János Martonyi am 5. April mit einer Buchvorstellung. An der Veranstaltung nahmen Freunde, Bewunderer, ehemalige Kollegen, ehemalige französische und österreichische Amtskollegen sowie zahlreiche ausländische Diplomaten teil.
János Martonyi: La Continuité de l’Histoire
Gergely Prőhle, Leiter des John-Lukacs-Instituts an der Nationalen Universität für den öffentlichen Dienst und Direktor der Otto-von-Habsburg-Stiftung, erinnerte an seinen Aufsatz in dem zum 70. Geburtstag von János Martonyi erschienenen Band, in dem er die anwaltliche Tätigkeit des Jubilars betonte: die Verteidigung der nationalen Interessen Ungarns, unserer Region und damit auch der Einheit Europas. Martonyi, der während des Zweiten Weltkriegs in Klausenburg geboren wurde, war in der Wendezeit 45 Jahre alt und 60, als Ungarn der EU beitrat. Sein persönliches Schicksal veranschaulicht daher die Kontinuität der Geschichte – La Continuité de l’Histoire –, die titelgebende Idee des Bandes. Auch das Titelbild des Kapitols ist symbolisch. Es verweist auf die Grundpfeiler des Lebenswerks von János Martonyi: das Erbe des antiken römischen Rechts, das den Geist Europas prägte, das Christentum und die Römischen Verträge, die 1957 den Prozess der europäischen Integration einleiteten.
Minister Gergely Gulyás, Leiter des Büros des Premierministers, würdigte den Beitrag des Experten für internationales Privatrecht zur Gestaltung eines bürgerlichen Ungarn. Seine Zusammenarbeit mit Ferenc Mádl bot der ungarischen Gesellschaft eine glaubwürdige Alternative nach 1990 und beeinflusste entscheidend die europäische Integration und das transatlantische Engagement Ungarns, das Martonyi neun Jahre lang auch als Außenminister auf der Weltbühne vertrat. Man könne sich nicht als „europäisch“ verstehen, ohne gleichzeitig „ungarisch, polnisch, französisch oder österreichisch“ zu sein, so der Politiker, der argumentierte, dass sich nationale Identität und Europäertum nicht gegenseitig ausschließen, sondern vielmehr komplementäre Konzepte sind. Die Grundlage all dessen sei das Recht, das kein Instrument der „politischen Willensbildung“ sein dürfe, warnte er.
„Wenn man die Aufsätze in diesem Band durchblättert, taucht die Geschichte einer Wertegemeinschaft fast wie ein Beweis aus dem inhärenten Chaos der Geschichte auf, die wir immer wieder neu erschaffen und umgestalten müssen, damit wir ihrer Ideale würdig bleiben“, mahnte Pál Hatos in seiner Begrüßungsrede über den Imperativ unserer Schicksalsgemeinschaft. Denn die Kontinuität der Geschichte – in Simone Weils Worten: ihre Verwurzelung in der Zeit – ist zerbrechlich, und jede Generation muss daran arbeiten, sie zu bewahren, erklärte er. In der Person von János Martonyi, einem mit der Geschichte vertrauten Bürger und handelnden politischen Akteur, hat er sich während seiner gesamten Laufbahn mit den Dilemmata des Verhältnisses zwischen Freiheit und Demokratie auseinandergesetzt.
Der ehemalige französische Außenminister Hubert Védrine erinnerte an seine Gespräche mit dem ungarischen Außenminister, die zu seinem Verständnis des „Mitteleuropäertum“ beitrugen. Er denkt, dass dieser Dialog und das berühmte Buch von Milan Kundera aus dem Jahr 1983 mit dem Titel Der entführter Westen: Die Tragödie Mitteleuropas der wichtigste Kompass für seine Einsichten in die Geschichte der Region waren.
An die Laudatio schloss sich ein Rundtischgespräch mit Benita Ferrero-Waldner, ehemalige Bundesministerin für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich; Claire Legras, Botschafterin Frankreichs in Ungarn; László Trócsányi, Rektor der Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche und Zsolt Németh, Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der Nationalversammlung, an. Gergely Fejérdy, stellvertretender wissenschaftlicher Direktor unserer Stiftung, moderierte das Gespräch der Redner, die die Arbeit des Jubilars würdigten. Die Sitzung endete mit einem Toast von Enikő Győri, Mitglied des Europäischen Parlaments und Vorsitzende der Ungarischen Gesellschaft für bürgerliche Zusammenarbeit.
Fotos: Zoltán Szabó