In der Sammlung unserer Stiftung gibt es zahlreiche Fotos, handgeschriebene Tagebuchberichte, die die Alltage der exilierten königlichen Familie dokumentieren. Gergely Fejérdy benutzte meistens diese Materialen, um die Ausstellungstexte zusammenzustellen, die wir schon am 25. April, auf der gemeinsam mit dem VERITAS Institut organisierten Konferenz ,,Guter Wille und Verhängnis” auf Ungarisch vorstellten. Im Rahmen der Konferenz sprach unser für die Fotosammlung verantwortlicher Kollege, Szilveszter Dékány über die Fotos von Karl IV. und unsere Kollegin, Eszter Fábry über die Aufarbeitung der Tagebücher, die auf Madeira geschrieben wurden und die wir von Walburga Habsburg, die Tochter unseres Namensgebers neulich erhielten. Die Aufarbeitungstätigkeiten unserer beiden Kollegen trugen dazu intensiv bei, dass die Ausstellung auf Madeira sowohl für die lokale Forscher als auch für die viele Nachkommen von Karl IV. – die an der Veranstaltung teilnahmen – zahlreiche neue Information enthielt.
Die Tableaus wurden zuerst in der Kathedrale von Funchal aufgestellt. Das Gedenkkonzert am 31. März und das Gedenkmesse wurden auch in der im Jahre 1517 geweihten Kirche stattgefunden. Aufgrund der Erfahrungen waren unsere Ausstellung und Publikation große Hilfe in der Geschichtsdeutung auch für diejenige, die sich schon mit der mitteleuropäischen Geschichte und mit der Geschichte der Habsburger einigermaßen auskannten. Nicht zu erwähnen die Interessenten, denen „Beato Carlos d’Austria” – wie man ihn auf Madeira nennt – von einigen Plakaten und Gedenkorten bekannt klingt, aber in der Wirklichkeit nicht so viel über seine Rolle in der Geschichte oder seine Beatifikation wissen. Die letzte Station unserer Wanderausstellung war das Gebäude neben der Kirche Nossa Senhora do Monte auf dem Berghang über Funchal, wo sich das Grab unseres letzten Königs befindet. Am 2. April übergaben wir der Kirchgemeinde und dem ehrenamtlichen Konsul von Ungarn, Pedro Franca Fereira die Ausstellung. So können dann alle Wallfahrer in Monte die Lebensgeschichte von Karl IV. kennenlernen.
Ziel unserer Reise war aber nicht nur das Gedenken und die Wissensvermittlung. Wir haben schon vermutet, dass es viele interessante Fotos und Dokumente in der portugiesischen Sammlung und bei den Nachkommen der königlichen Familie und deren damaligen Begleitung gibt. Deshalb besuchten wir das Fotomuseum Madeira Atelier Vicente’s in der Funchaler Innenstadt, das in der ehemaligen Fotostudio der bedeutenden Fotografen-Dynastie eingerichtet wurde, die seit Anfang der Fotografie viele Fotos von dem öffentlichen und privaten Leben der Bewohner machte. Mit den Museumsleitern einigten wir uns daran, dass wir die individuellen Stücke unserer Sammlungen – die von der Sammlung des Anderen fehlt – digitalisieren und einander übergeben.
Ähnlich wichtige Gespräche führten wir mit den Leitern des Regionalarchivs von Madeira. Die diplomatischen und politischen Gründe der Verbannung der Königsfamilie, die innere Sondierung der portugiesischen Behörden und die meistens geheime Briefwechsel der zentralen Dienststellen und der Behörden auf Madeira können solche historischen Fragen aufgreifen, die noch völlig unbekannt für die Forschung sind. Die Archivmitarbeiter planen eine Ausstellung über diese Dokumente für Ende Juni, die wir auch gerne unterstützen. Jedoch planen wir diese Ausstellung am Ende des Jahres auch im Budapest zu präsentieren. Über diese Möglichkeiten diskutierten wir mit dem Staatssekretär für Kultur, Eduardo Jesus und mit Karl von Habsburg.
Die ziemlich traurigen Trümmer des ehemaligen Wohntortes der Königsfamilie besuchten wir auch. Gute Nachricht ist aber, dass die Renovierung der Gebäude schon angefangen hatte. Die portugiesischen Kollegen planen ein solches Museum zu schaffen, das die geistigen Strömungen um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert vorstellt. Ein Ausstellungsraum für Karl IV. und seine Familie wird auch geplant, wofür wir unsere Hilfe natürlich anboten. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass ausgezeichnete Sammlungsmitarbeiter in Funchal arbeiten, die sich mit der historischen Rolle und mit dem für die katholische Kirche sehr wichtigen, beispielhaften Familienleben des letzten österreichischen Kaisers und letzten ungarischen Königs sehr gut auskennen. Glücklicherweise betrachten sie diese als eine Möglichkeit, um die touristische Attraktivität ihrer an Naturschätzen reichen Insel zu erhöhen.
Gergely Prőhle
Fotos: Szilveszter Dékány
Die Broschüren können Sie unter dem folgenden Link erreichen und herunterladen:
IV. Károly – Életút és Emlékezet 2022 BROSSÚRA (Ungarische)
IV. Károly – Életút és Emlékezet 2022 BROSSÚRA (Englisch)
IV. Károly – Életút és Emlékezet 2022 BROSSÚRA (Portugiesisch)