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Jahresbeginn in der Sammlung: Fotografie – historische Dokumentation – politisches Bewusstsein

Anlässlich des Tages der ungarischen Kultur lud unsere Stiftung die Mitarbeiter und Leiter der öffentlichen Sammlungen zum zweiten Mal zu unserer Jahresauftaktveranstaltung ein.

Jahresbeginn in der Sammlung: Fotografie – historische Dokumentation – politisches Bewusstsein

Anlässlich des Tages der ungarischen Kultur lud unsere Stiftung die Mitarbeiter und Leiter der öffentlichen Sammlungen zum zweiten Mal zu unserer Jahresauftaktveranstaltung ein.

Am 22. Januar 2024 hielt Gergely Prőhle in der Kapelle der Evangelischen Kirche in Ungarn in der Szentkirályi Straße seine Begrüßungsrede vor einem vollen Saal. Der Direktor der Stiftung lobte kurz die Initiative des verstorbenen Pianisten und Diplomaten Árpád Fasang, dank deren man in diesem Jahr zum 35. Mal des Geburtstags der Hymne gedenkt. Dann sprach er über unsere jüngste Publikation mit dem Titel ,,99 Jahre – 99 Fotos – Fotografien aus dem Leben Otto von Habsburgs und dankte dem Redakteur Szilveszter Dékány und allen beteiligten Kollegen sowie dem Helikon Verlag für seine Arbeit. Zum Inhalt des Bandes kommentierte er das aus den Fotos ersichtliche politische Bewusstsein unseres Namensgebers, mit dem sich der Nachfolger der entthronten Monarchie zu einem engagierten demokratischen Verfechter der europäischen Einigung formte. Dieser Prozess wurde von so berühmten Fotografen ungarischer Herkunft wie Juan Gyenes, Nicolas Müller und Paul Almásy dokumentiert, deren Werke zur internationalen Anerkennung der ungarischen Kultur und Kunst beitrugen. Gergely Prőhle betonte, dass unsere Stiftung ihre Aufgaben weiterhin auf höchstem professionellem Niveau erfüllt, und – nachdem er seine Wertschätzung für das Interesse der zahlreich erschienenen Experten der öffentlichen Sammlungen zum Ausdruck gebracht hatte – skizzierte er die Errungenschaften des vergangenen Jahres bei der Aufarbeitung des Erbes von Otto von Habsburg.

Laut Tibor Navracsics, Minister für öffentliche Verwaltung und regionale Entwicklung, sei Otto von Habsburg ein Beispiel dafür, wie Ideale in der Politik ohne formale Machtpositionen, allein durch die Autorität der Persönlichkeit, mit unveränderlichem moralischem und geistigem Kapital und mit einer faszinierenden intellektuellen Ausstrahlung vertreten werden können. Nicht nur der Thron, sondern auch die Vorbereitung und das Engagement sind die eigentlichen Attribute der königlichen Macht. Es ist lehrreich, wie Otto die – wahrhaft greifbare – Erfahrung des Regierens der Monarchie in die Idee eines vereinten Europas sublimierte.

Die Zusammenstellung eines Fotoalbums sei eine große Verantwortung, betonte László Csorba, emeritierter Professor an der ELTE, bei der Vorstellung des Buches. Man neigt dazu, kritischer mit Material umzugehen, das man nur gelesen hat, und gerade in der heutigen Zeit ist die gedankenbildende Kraft von Bildern unermesslich. Die 99 mit unfehlbarem fotografischem Sinn ausgewählten Momente aus Ottos Leben spiegeln die Persönlichkeit des einstigen Thronfolgers anschaulich wider – lobte er.

Im Anschluss an die Laudatio fand eine Diskussionsrunde statt, an der Vertreter der Branche teilnahmen. Beatrix Lengyel (Leiterin der Historischen Fotoabteilung des Ungarischen Nationalmuseums), Lipót Répászky (Geschäftsführender Direktor des Nationalen Audiovisuellen Archivs) und Péter Baki (Direktor des Ungarischen Museums für Fotografie und des Mai-Manó-Hauses – Ungarisches Haus der Fotografen) beantworteten Fragen unseres Kollegen Szilveszter Dékány (Hauptmitarbeiter der Sammlung): Was sind die methodischen Unterschiede bei der Verwaltung einer Fotosammlung im Vergleich zu anderen Arten von Dokumententypen? Wie kann die Dokumentarfotografie zu einem künstlerischen Bild werden? Was ist der Unterschied zwischen dem Festhalten eines historischen Moments und der Erlebnisfotografie? Was halten sie vom Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Aufarbeitung von Fotosammlungen? Wie ist der aktuelle Stand der Aus- und Weiterbildung von Fotoarchivaren? Wie wird die Fotoarchivierung in ihren Institutionen in 30 Jahren aussehen?

Zum Abschluss des Abends zitierte Gergely Prőhle das Gratulationsschreiben von Professor Tamás Freund: ,,Es zeigt sich, dass sich auch wenige Details zu einem Ganzen zusammenfügen können, und die 99 Fotos offenbaren das Bild eines Mannes im öffentlichen Lebens darstellen, der durch seine schöpferische Kraft doch zu Monarch wurde, der die Politik über die Nationalitäten stellte, der seine Familie und seine Heimat liebte und dessen Herz und Geist rein waren“, schrieb der Präsident der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Im Anschluss an die Buchvorstellung gab die Stiftung einen Stehempfang für unsere Gäste.