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Die letzte große Vermählung in dem Habsburger Reich – die Hochzeit von Zita und Karl

Vor 111 Jahren, am 21. Oktober 1911 heiratete Karl Habsburg-Lothringen und Zita von Bourbon-Parma in der Schlosskapelle zu Schwarzau in Niederösterreich.

Die letzte große Vermählung in dem Habsburger Reich – die Hochzeit von Zita und Karl

Vor 111 Jahren, am 21. Oktober 1911 heiratete Karl Habsburg-Lothringen und Zita von Bourbon-Parma in der Schlosskapelle zu Schwarzau in Niederösterreich.

Gerade vor 100 Jahren ist der letzte österreichische Kaiser und ungarische König gestorben, der im Jahre 2004 von Papst Johannes Paul II. beatifiziert wurde. Der 21. Oktober wurde zum liturgischen Gedenktag des Königs, und auch zu seinem Hochzeitsjubiläum. Die römisch-katholische Kirche wollte mit dieser Entscheidung auf das beispielhafte Eheleben und auf eine Möglichkeit zur Beatifikation aufmerksam machen. [1]

Zita ist als Prinzessin der Familie Bourbon-Parma zur Welt gekommen, Karl Habsburg-Lothringen war der Enkel von Karl Ludwig, ein jüngerer Bruder Kaiser Franz Josephs I. Erich Feigl österreichischer Historiker nannte ihren Hochzeitstag ,,die letzte große Hochzeit Europas“. [2] Wir möchten auch betonen, dass diese Ehe allgemein bekannt eine Liebesheirat war, und nicht aus politischen Gründen motiviert war. Im Zusammenhang mit der Hochzeit schrieb der Journalist der Zeitung Budapest folgendes: „Diese strahlende, prachtvolle Eheschließung ist die glückliche Beendigung eines romantischen Liebesromans.“[3] Mithilfe der damaligen Zeitungsartikel und der Fachliteratur fassten wir den Tag kurz zusammen. Über das Ereignis stehen zahlreiche Fotos zur Verfügung, da viele Fotografen und Kinematografen an der Veranstaltung teilnahmen.

In der Schloss Schwarzau der Familie Bourbon-Parma lernten sich die beiden noch als Kind kennen, aber das entscheidende Treffen fand im Jahre 1909, in dem berühmten Heilbad, in dem Franzensbad statt.[4] Zwei Jahre später, am 13. Juni 1911 wurde die Verlobung bei einem privaten Familientreffen, in der Villa Borbone delle Pianore gefeiert.

Von der Verlobung berichteten unzählige ungarische Presseprodukte, und die Vorbereitungen begannen gleich nach der Verlobung.[5] Das Paar schließ auch einen Ehevertrag, den wochenlang von den Beauftragten vorbereitet wurde. Die Prinzessin verbrachte diese Zeit in dem Schloss Schwarzau: Sie lernte Ungarisch und Tschechisch, und lernte die Stadt Wien kennen, wo auch ihre Brautaussteuer und ihr Brautkleid in einem Modesalon in der Kärtner Strasse angefertigt wurden. Diese wurden vor der Hochzeit ausgestellt, damit sich die Interessenten sie ansehen konnten, und die Presse über sie berichten konnte. Währenddessen hielt sich Karl in der Kaserne in Brandeis auf, besuchte aber seine Braut mehrmals, und schenkte ihr als Hochzeitsgeschenk eine zweiundzwanzigreihige Perlenkette.[6]

 

Anlässlich der Hochzeit renovierte die Familie Parma das Schloss, damit es ein würdiger Veranstaltungsort sein konnte. Die Salons wurden renoviert, und die Bänke in der Schlosskapelle wurden zu Stühlen ausgetauscht, damit es mehr Platz für die Gäste gab. Sogar Fernsprechapparate wurden eingerichtet, sodass das Paar die Gratulationen derjenigen entgegennehmen konnte, die an der Veranstaltung persönlich nicht teilnehmen konnten. Die Häuser in der Umgebung von Schwarzau waren mit Girlanden und Flaggen geschmückt, im Park wurde sogar ein besonderes Postamt aufgestellt, in dem die Hochzeitsgeschenke und die Telegramme empfangen wurden, auf dem Weg zum Schloss wurden Siegestore eingerichtet.[7]

Die Hochzeitsgeschenke kamen ständig an, sie wurden in einem getrennten Salon in dem Schloss bewahrt. Prinzessin Zita bekam eine Brilliantenbrosche von der Erzherzogin Maria Josefa, und einen Diamantring mit Rubinen von Franz Ferdinand. Unter den Geschenken waren noch silberbeschlagener Zierschachtel, Kaffeset aus Porzellan, Nähereien, Geschenke von verschiedenen Institutionen, und der vom Kapellmeister komponierte Zita-Walzer. Eine einzigartige Dekoration war die Bronzeskulptur, die mithilfe von jungen Flugoffizieren aus der Kaserne in Wiener Neustadt an den Veranstaltungsort gebracht wurde, da Zita sich für das Fliegen so sehr interessierte. Noch größere Freude bedeutete das Foto, das das Paar von dem Bürgermeister Franzenbadens bekam. Das Bild stellte den Platz dar, auf dem das Paar nach der Verlobung sehr oft spazieren ging – der Platz wurde dann übrigens nach Prinzessin Zita benannt. Papst Pius X. schickte ein besonderes Hochzeitsgeschenk: die Kopie des Christusbildes von Leonardo da Vinci aus Mailand in einem verzierten Bilderrahmen – da sich das Originalbild in der Kapelle Maria delle Grazie befand, und Zitas voller Name Zita Maria delle Grazie ist.

Einige Gäste kamen schon ein Paar Tage früher an, und wurden in den Schlössern und Villen in der Umgebung untergebracht. Der König von Sachsen Friedrich August III., Franz Ferdinand und seine Frau, zahlreiche Familienmitglieder der Familien Habsburg, Parma, Braganca, spanische Bourbon, Orléans, Lichtentstein, Saschen-Koburg, Wittelsbach und Württemberg, und viele Nachkommen von Fürsten- und Grafenfamilien nahmen an der Veranstaltung teil. Die ungarischen Gäste trugen ungarische Magnatentracht. Am 20. kam der persönliche Vertreter von Papst Pius X. und päpstlicher Majordomus, Gaetano Kardinal Bisleti an. Ein Chor aus achthundert Schulkindern sang am Mittag des Hochzeitstages im Schlosspark, darauf folgte ein festliches Abendessen und eine Soiree, wobei die Kapelle des Infanterieregimentes Nummer 67 spielte. Danach veranstaltete die Schwarzauer Bevölkerung einen Fackelzug und ein Feuerwerk in das Schloss zu Ehren des hohen Brautpaares, zum Schluss machte dann das Paar eine Vergnügungsfahrt in der Gemeinde. Karl wurde noch am Abend zum Major ernannt.

 

Über die Einzelheiten des Hochzeitsablaufes blieben detaillierte Beschreibungen der Nachwelt erhalten. Die in der Presse veröffentlichten bunten Nachrichten hielten alles fest. An dem Hochzeitstag gab es richtig Kaiserwetter, worüber sich zahlreiche Gäste freuten. Der meist erwartete Gast war der Kaiser selbst, Franz Josef – über ihn schreibt die zurückgebliebene Beschreibung besonders viel. Dem mit einem kaiserlichen Sonderzug gekommene Kaiser bereitete die Bevölkerung eine lebhafte Ovation, und das sogenannte ,,Kaisertor“ wurde nach 30 Jahren wiedergeöffnet.[8] Die Vermählungszeremonie wurde in der Schlosskapelle zu Schwarzau veranstaltet. Es wurde mehrmals erwähnt, dass es siebzig goldige Stühle für die Gäste gab, und links vor dem Altar stand ein großer geschmückter Fauteuil für den Kaiser.[9] Die französischsprachige Zeremonie wurde von dem Vertreter von Papst Pius X. und päpstlicher Majordomus, Gaetano Kardinal Bisleti zelebriert. Laut den Berichten trug die Braut ein zauberhaftes Kleid aus Satin Duchese. Die drei Meter lange Schleppe war mit echtem Silber in zartes Dessin gestickt: bourbonische Lilien und Orangenblüten in Myrtenkränzen. Während des Einzugs in die Kapelle wurde die lange Schleppe von Zitas vier Schwester gehalten. Die Taille des Kleides wurde aus der gleichen Spitze gemacht, die ihre Großmutter, die portugiesische Königin zu ihrer Hochzeit trug, auf dem Brustteil wurde ein Myrtenstrauß gestickt. Zitas Frisur war einfach, aber strahlend: Im Haar lag ein zarter Myrtenkranz und über ihm wurde das Haar von dem langen Brautschleier gedeckt, der bis auf die Schleppe herabfiel und auf dem Kopf von einem herrlichen Brillantdiadem gehalten wurde – das Schmuckstück bekam die Prinzessin von Franz Josef.[10] Der Bräutigam trug die Uniform der Lothringer Dragoner, dekoriert mit dem Orden vom goldenen Vlies, dem Militär-Jubiläumskreuz und dem Kreuz von dem König von Sachsen. In den Eheringen des Paares wurden ihre Namen und eine Zeile von dem tiefreligiösen Karls Lieblingsgebet graviert: „Sub tuum praesidium confugimus, sancta Dei Genitrix“[11]

Der päpstliche Majordomus Monsignore Bisletti verlas nach der Trauungszeremonie ein persönliches Schreiben des Papstes: „Gott möge das Brautpaar, das mit allen Tugenden ausgestattet ist, in aller Zukunft beschützen. Die Familien des Brautpaares mögen diesem ein steter Zufluchtsort in bitteren Stunden sein.“[12] Das neue Ehepaar nahm die Gratulationen im Schloss entgegen, darauf folgte ein feierliches Mittagessen, wobei Franz Josef eine Tischrede hielt: ,,Die Hochzeit, die uns alle mit Freude erfüllt, zu deren Feier wir uns heute versammelt haben, bereitet mir große Freude und erfüllt mich mit großer Genugtuung. Erzherzog Károly wählte Prinzessin Zita von Parma zu seiner Lebensgefährtin. Ich begrüße ihn und diese Wahl seines Herzens, und ich begrüße Erzherzogin Zita mit inniger Freude als Familienmitglied meines Hauses […].[13]

Das Festmahl ist immer ein wichtiger Teil der Hochzeitszeremonie. Die Spezialitäten wurden auf Goldtellern serviert, wie zum Beispiel Wildgerichte, Lamm- und Putenbraten. Das Menü war folgendes: „Kopfsalat mit Sahne, Wildhasepüree nach St. Hubertus Art, Renaissance-Lammbraten, Languste nach Pariser Art, Putenbraten, Saisonsalat, Spargel mit Butter, Ananas- und Erdbeereis, Käse, Früchte, Dessert.“[14] Das festliche Abendessen vor der Hochzeit wurde auf Silberplatten serviert. Die zurückgebliebenen Menükarten wurden nach der alten Hofbräuchen auf Französisch geschrieben. Im Rahmen der 10-Gänge-Menü wurden Geflügelgerichte (Huhn, Fasan), Lammrücken, Lachs, Forelle, Artischocke, Käsekuchen, Früchte und verschiedenen köstlichen Soßen serviert.[15] Nach dem Abendessen schickte das neue Ehepaar sofort ein Telegramm an den Papst, in dem sie sich für den Segen des Heiligen Vaters und für sein Hochzeitsgeschenk bedanken. [16] Kurz nachdem Franz Josef die Feier verließ, fuhr das Ehepaar nach Reichenau, ins Schloss Wartholz, wo sie ein Paar Tage lang ihre Flitterwochen verbrachten.

Berichten zufolge wurde nach dem Ereignis auf Befehl von Franz Josef eine begrenzte Anzahl von Gedenkmünzen geprägt, die an die höchste Aristokratie verteilt wurden. Eine Seite der Münze zeigte das junge Paar und um sie herum die Inschrift: „Carolus Franciscus Josephus Archidux Austriae und Zita Bourbonica Ducissa Parmensis“. Auf der anderen Seite wurden die beiden Wappen mit der folgenden Inschrift „In Memoriam Felicissimi Matroninii. Biac 21. Oktober 1911.“ angebracht.[17]

Karl und Zita waren nur 11 Jahre lang heiratet, da der ehemalige Regent im Alter von 34 auf der Insel Madeira verstorben ist. Das Paar hatte acht Kinder. Ihre beispielhafte Ehe und hingebende Liebe bestanden auch in schwierigen Zeiten und im Exil, bis zum Tod von Karl. Danach trug Zita ein halbes Jahrhundert lang Trauerkleid, erzog ihre Kinder und bewahrte die Erinnerung ihres Mannes.

Eszter Gaálné Barcs

Beáta Vitos-Merza

 

[1] ifj. Bertényi Iván: IV. (Boldog) Károly. Korunk, 2016, 8, 56. http://epa.uz.ua/00400/00458/00550/pdf/EPA00458_korunk_2016_08_054-063.pdf
(Heruntergeladen: 10.10.2022)
[2] „Le dernier grand mariage de l’Europe.” Erich Feigl: Zita de Habsbourg. Mémoires d’un empire disparu. Traduit par Jacques Denis et Georges-Albert Salvan. Paris, Criterion, 1991, 90.
[3] Budapest, 5. Oktober 1911
[4] Františkovy Lázně (Franzesbad), Badeort in Tschechien.
[5] Pesti Hírlap, 6. Juni 1911, 16., Pesti Napló, 15. Juni 1911, 7., Friss Újság, 15. Juni 1911, 2.
[6] Az Ujság, 15. Oktober 1911, 6.
[7] Pesti Napló, 21. Oktober 1911, 8–9.
[8] Das Kasiertor bewahrt die Erinnerung des Kaiserbesuches aus 1881, das während der Hochzeit wiedergeöffnet wurde. Csonka Emil: Zita története. Az utolsó magyar királyné. München, Új Európa, 1975, 56.
[9] Délmagyarország, 22. Oktober 1911, 5., Szamos, 22. Oktober 1911, 2.
[10] Es ist interessant, dass Zita dieses Diamant später der Braut ihres Sohnes Otto von Habsburg, Regina von Sachsen-Meiningen geschenkt hat. Erfahren Sie mehr darüber unter: https://habsburgottoalapitvany.hu/de/vor-70-jahren-hochzeit-nach-habsburger-art/
[11] „Wir laufen unter deinemm Schutz, heilige Mutter Gottes”. Hans Karl Zessner-Spitzenberg: Kaiser Karl. Salzburg, Salzburger Verlag für Wirtschaft und Kultur, 1953, 53.
[12] Kovács Gergely: Fogadd a koronát! Károly magyar király hitvalló élete. Budapest, Új Ember, 2004, 28.
[13] Pesti Hírlap, 22. Oktober 1911., 11.
[14] Jean Sévillia: Zita, a bátor császárné. Übersetzt von: Sóvágó Katalin, Budapest, Gabo, 2000, 36.
[15] Erich Feigl: Zita de Habsbourg. Mémoires d’un empire disparu. Traduit par Jacques Denis et Georges-Albert Salvan. Paris, Criterion, 1991, 91.
[16] Világ, 22. Oktober 1911, 13–14.
[17] Az Ujság, 22. Oktober 1911, 7.